Streik bei Lufthansa und Bahn
Lösungen gefordert: Zehntausende Passagiere ausgebremst!

Die Gewerkschaft Ufo hat die insgesamt etwa 19.000 Flugbegleiter der Lufthansa zum Streik aufgerufen.  | Foto: Lando Hass/dpa
  • Die Gewerkschaft Ufo hat die insgesamt etwa 19.000 Flugbegleiter der Lufthansa zum Streik aufgerufen.
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FRANKFURT/MAIN (dpa) - Die von erneuten Streiks ausgebremste Lufthansa fordert von den Gewerkschaften Ufo und Verdi Lösungen am Verhandlungstisch. «Wir haben sowohl bei Verdi als auch bei Ufo gute, weitreichende Angebote gemacht, beide mit Gehaltssteigerungen um rund zehn Prozent», sagte der Personalvorstand der Fluggesellschaft, Michael Niggemann, am Frankfurter Flughafen. «Ich denke, das ist die Basis, um kurzfristig Lösungen zu finden. Wir sind verhandlungsbereit.»

Nach den von Verdi organisierten Warnstreiks beim Bodenpersonal in der vergangenen Woche traten am Dienstag Flugbegleiterinnen und Flugbegleiter der Lufthansa und der Regionaltochter Lufthansa Cityline in Frankfurt in den Ausstand. Von 4.00 Uhr morgens bis 23.00 Uhr am Abend sollten an Deutschlands größtem Flughafen alle Lufthansa-Abflüge bestreikt werden. Die Lufthansa ging am Montag davon aus, dass wegen des Ausstands 600 Flüge in Frankfurt ausfallen werden, 70.000 Passagiere seien davon betroffen.

Für diesen Mittwoch (13.3.) hat Ufo dann das Lufthansa-Kabinenpersonal am Flughafen München von 4.00 Uhr bis 23.00 Uhr zum Streik aufgerufen. Dort werden nach Einschätzung der Lufthansa 400 Flüge mit 50.000 Fluggästen nicht abheben können.

Um an den beiden Ufo-Streiktagen Fluggästen Alternativen zu bieten, hat die Lufthansa nach Angaben eines Sprechers ihr Angebot auf der Strecke zwischen Frankfurt und München kurzfristig ausgebaut. Nach Ende der Streiks müssten Passagiere vereinzelt noch mit Verspätungen und Flugausfällen rechnen.

Forderung und Angebot liegen noch recht weit auseinander

Ufo hatte am Wochenende die insgesamt etwa 19.000 Flugbegleiter der Lufthansa und der Lufthansa Cityline zum Streik aufgerufen. Die Flugbegleiter der Kerngesellschaft und der Regionaltochter Cityline hatten zuvor in getrennten Urabstimmungen mit jeweils mehr als 96 Prozent für den Streik gestimmt.

Die Gewerkschaft Ufo fordert für die etwa 18.000 Kabinenbeschäftigten der Lufthansa und die knapp 1000 Kräfte der Cityline im Kern 15 Prozent mehr Geld bei einer Vertragslaufzeit von 18 Monaten. Außerdem will Ufo eine Inflationsausgleichsprämie von 3000 Euro sowie höhere Zulagen erreichen. Die Lufthansa hat nach eigenen Angaben bei einer Laufzeit von 24 Monaten eine Erhöhung der Tarifgehälter von 6,0 Prozent zum August 2024 und weitere 3,25 Prozent zum August 2025 angeboten. Zudem sollen die Kabinenbeschäftigten im April 2024 eine Inflationsausgleichsprämie in Höhe von 3000 Euro erhalten.

«Ich verstehe auch unsere Mitarbeitenden, die Kolleginnen und Kollegen der Kabine machen einen tollen Job, keine Frage. Aber der Streik ist der falsche Weg», sagte Personalvorstand Niggemann. «Streik bringt keine Lösung, Lösungen gibt es nur am Tariftisch.» Der Manager betonte, die Lufthansa habe «mit die besten Konditionen der Branche», das zeige auch die hohe Zahl an Bewerbungen.

Neue Verhandlungen mit Verdi

Die Verhandlungen mit Verdi für die etwa 25.000 Beschäftigten am Boden sollen an diesem Mittwoch und Donnerstag (13./14.3.) fortgesetzt werden. Die Gewerkschaft Verdi verlangt bei einer Laufzeit von zwölf Monaten 12,5 Prozent mehr Geld, während das Unternehmen bei einer Laufzeit von 28 Monaten bislang 10 Prozent angeboten hat. Vergleichsweise unstrittig ist nach vier Verhandlungsrunden eine Inflationsausgleichsprämie von 3000 Euro.

«Wir werden mit Verdi morgen und übermorgen verhandeln, wir haben ein unseres Erachtens gutes Angebot vorgelegt», sagte Niggemann. «Morgen und übermorgen gilt es da Lösungen zu finden.»

Ufo: Kabine am Unternehmenserfolg beteiligen

Ufo-Chef Joachim Vázquez Bürger hatte mit Verweis auf den in der vergangenen Woche von der Lufthansa für 2023 vorlegten Nettogewinn von fast 1,7 Milliarden Euro gemahnt: «Die Kabine muss nun auch an diesem Erfolg beteiligt werden und die Zugeständnisse, die während der Corona-Krise gemacht wurden, müssen ausreichend kompensiert werden.»

Bahn zieht vor Landesarbeitsgericht Tarifstreit

Ein Streik der Lokführergewerkschaft GDL führt seit dem frühen Dienstagmorgen zu erheblichen Einschränkungen für Fahrgäste im Fern-, Regional- und S-Bahnverkehr der Deutschen Bahn.

«Es ist uns gelungen, im Fernverkehr trotz der kurzfristigen Streikankündigung der GDL wieder ein Grundangebot von rund 20 Prozent des üblichen Fahrplans anzubieten», sagte eine Bahnsprecherin. Im Regionalverkehr ist das Angebot je nach Region unterschiedlich. Fahrgäste werden gebeten, sich über die Auskunftskanäle der Bahn über ihre Verbindungen zu informieren.

«Wir werden am morgigen Mittwoch wieder sehr schnell zum Normalbetrieb übergehen und im Personenverkehr wieder das volle Programm für unsere Fahrgäste bieten», sagte Bahnsprecher Achim Stauß. Die Bahn appellierte an die GDL, künftige mögliche Streiks wieder mit mehr Vorlauf anzukündigen. Erst am Sonntagabend hatte die Gewerkschaft über den anstehenden Ausstand informiert. Mit solchen sogenannten Wellenstreiks - kürzere und kurzfristigere Arbeitskämpfe - will GDL-Chef Weselsky den Druck auf die Arbeitgeberseite erhöhen.

Die Bahn hatte am Montagabend versucht, den Streik im letzten Augenblick gerichtlich stoppen zu lassen. Sie scheiterte damit vor dem Arbeitsgericht in Frankfurt. «Das Gericht hat es zum wiederholten Male bestätigt: Die Streiks der GDL sind verhältnismäßig, zulässig, rechtmäßig und somit geeignet, die berechtigten Forderungen der Eisenbahnerinnen und Eisenbahner mittels Arbeitskampf weiterzuverfolgen», teilte Weselsky mit.

Lufthansa-Personalvorstand Niggemann appellierte an die Gewerkschaften: «Das Ergebnis des letzten Jahres zeigt es doch: Wenn wir gemeinsam zusammenarbeiten, wenn wir fliegen, dann können wir diese Rekordgewinne auch erwirtschaften.» Streiken sei «der falsche Weg, streiken verbrennt Geld».

Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

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