SPD-Innenpolitiker Sebastian Fiedler
„Mafia verantwortlich für Kokain-Schwemme!“

Symbolfoto: Christian Charisius/dpa
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BERLIN (dpa/mue) - Der SPD-Innenpolitiker Sebastian Fiedler sieht die italienische Mafia-Organisation ‘Ndrangheta verantwortlich für eine «Kokain-Schwemme» in Deutschland.

«Wir haben hier ein extremes Rauschgift-Problem, was auf den Aktivitäten unter anderem der ‘Ndrangheta beruht», sagte der kriminalpolitische Sprecher der SPD-Bundestagsfraktion dem «Tagesspiegel» aus Berlin. «In Deutschland haben wir eine Kokain-Schwemme, mit massiven negativen Gesundheitsfolgen.» Obwohl ständig große Mengen Kokain sichergestellt würden, ändere sich der Marktpreis nicht. Zuletzt waren bei einer der größten Razzien in Europa gegen die ‘Ndrangheta rund 150 mutmaßliche Mafiosi in mehreren Ländern festgenommen worden. Allein in Deutschland wurden rund 30 Haftbefehle in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Bayern und dem Saarland vollstreckt. Die meisten Verdächtigen wurden in Italien verhaftet.
Fiedler zufolge ist Deutschland für die Mafia «ein beliebter Ort zur Geldwäsche». Der frühere Vorsitzende des Bundes Deutscher Kriminalbeamter sagte dazu: «Bargeld-intensive Kleinbetriebe wie Restaurants und Eisdielen werden dazu genutzt, Gelder aus kriminellen Geschäften zu waschen.» Außerdem sei Deutschland als Ruhe- und Rückzugsraum für die Mafia attraktiv.

Mafia-Strukturen jahrzehntelang gewachsen

Die Mafia ist in Nordrhein-Westfalen nach Angaben des dortigen Innenministers Herbert Reul (CDU) schon seit Jahrzehnten aktiv. «Das ist jahrzehntelang gewachsen, eine kriminelle Struktur, nur cleverer als die Clans und im Geheimen», sagte Reul in einem Interview des Nachrichten-Podcast «The Pioneer». «Die nutzen normale Wege, die kaufen Häuser, die kaufen Autos, die haben Eisdielen. Sie erwecken den Eindruck, dass da ein Riesen-Umsatz ist, in Wirklichkeit wird da Geld gewaschen.» Deshalb sei es auch kein Wunder, dass die Mafia wirtschaftlich starke Gebiete wie NRW als Rückzugsraum nutze.

Die Mafia ist nach Ansicht von Reul in Deutschland und NRW vor allem deshalb stark, «weil wir bargeldverliebt sind». Da hierzulande viele Geschäfte mit Bargeld getätigt würden, gebe es auch viele Möglichkeiten, Geld zu waschen. «Die Bargeldverliebtheit ist eines der Hauptprobleme», so Reul. «Auch große Dinge wie Immobilien- und Autokauf finden in Deutschland ja sehr oft mit Bargeld statt. Da gibt es Grenzen, aber auch da ist die Frage zu stellen, reichen die eigentlich aus, wenn wir das in den Griff kriegen wollen.»

Autor:

Uwe Müller aus Nürnberg

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