Explodierende Rohstoffpreise
Ist nur der Ukraine-Krieg daran schuld?

Galvanikschlämme und metallische Rückstände der Metallverarbeitung werden im Werk der Nickelhütte Aue zur Wiederverwendung geschmolzen. | Foto: Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/dpa
  • Galvanikschlämme und metallische Rückstände der Metallverarbeitung werden im Werk der Nickelhütte Aue zur Wiederverwendung geschmolzen.
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HANNOVER/BERLIN (dpa/vs) - Wenn es um die Ursachen der seit Monaten steigenden Rohstoffpreise und die damit verbundene Rekord-Inflation in Deutschland geht, dann wird häufig der Ukraine-Krieg genannt. Doch stimmt das wirklich, und wie können wir dem entgegenwirken?

Deutschlands Abhängigkeit von Rohstoffimporten mit stark schwankenden und teils drastisch erhöhten Preisen hat bereits vor dem Beginn des Krieges in der Ukraine tendenziell weiter zugenommen. Dies geht aus Daten für das Jahr 2021 hervor, die die Bundesanstalt für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) in Hannover jetzt veröffentlichte. Experten der Fachbehörde wiesen auf die Verwundbarkeit der Wirtschaft hin und sprachen sich dafür aus, das Recycling metallischer Ressourcen auszubauen.

Nach BGR-Angaben wuchs die Menge der insgesamt in die Bundesrepublik eingeführten Rohstoffe 2021 im Vergleich zum Vorjahr um rund 3 Prozent auf knapp 400 Millionen Tonnen. Die damit verbundenen Kosten schnellten jedoch gleichzeitig um über die Hälfte auf gut 211 Milliarden Euro empor und erreichten damit ein Allzeit-Hoch.

Haupttreiber waren demnach deutlich gestiegene Rohstoffpreise, ehe Russland dann Ende Februar dieses Jahres die Ukraine angriff. Die Nachfrage nach wichtigen Ressourcen hatte seit dem Abflauen der Corona-Krise wieder angezogen. «So verteuerten sich Industriemetalle, Edelmetalle sowie Kobalt und Lithium, die für die Elektromobilität von Bedeutung sind, erheblich», erklärt die BGR in ihrem aktuellen «Rohstoffsituationsbericht». Die Behörde analysiert im Auftrag des Wirtschaftsministeriums die Lage auf den globalen Rohstoffmärkten.

Verband: Heimische Reserven wieder mehr anzapfen

«Deutschland bleibt vor allem bei Metall- und Energierohstoffen stark von Importen abhängig», so Studienleiter Sören Henning. Je gut die Hälfte der Einfuhrausgaben hätten 2021 Energie- und Metallrohstoffe ausgemacht. Derweil sei die Inlandsproduktion bei Erd- und Grubengas leicht um 0,1 Prozent, bei Erdöl deutlicher um 4,7 Prozent gesunken. Der Bundesverband Erdgas, Erdöl und Geoenergie forderte, angesichts der Liefereinschränkungen aus Russland heimische Reserven wieder mehr anzuzapfen - die noch verfügbaren Mengen können aber bestenfalls einen geringen Anteil zum deutschen Gesamtbedarf beisteuern.

Dagegen nahm die Eigenförderung von Braunkohle gegenüber 2020 um 17,6 Prozent zu. Seit Kriegsbeginn wurden auch mehrere Kraftwerke trotz des beschlossenen Kohleausstiegs zurück ans Netz oder in die Reserve geholt, um Engpässen in der Stromversorgung vorzubeugen. Für mineralische Rohstoffe aus Deutschland verzeichnet die BGR-Auswertung eine geringe Steigerung um 1,3 Prozent. Der hierzulande dominierende Abbau von Kies und Sand könnte ebenso in eine Knappheit laufen, hatte die Behörde jüngst gewarnt - mit möglichen Folgen für Bauprojekte.

Auch mehr Anstrengungen in der Wiederverwertung von Metallrohstoffen könnten dem Preisauftrieb und den Lieferproblemen im internationalen Handel entgegenwirken, betonte die BGR. Das Recycling solcher Materialien soll helfen, die Versorgungssicherheit zu stärken. Zudem verbessert dies laut Vizechef Volker Steinbach die Nachhaltigkeit der Nutzung: «Vor allem Kupfer, Eisen und Stahl, Aluminium sowie Zink und Blei leisten durch teilweise bedeutende Recycling-Quoten bereits einen wichtigen Beitrag zum Umwelt- und Ressourcenschutz.»

Autor:

Victor Schlampp aus Schwabach

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