Krieg in der Ukraine: DAS ist die aktuelle Lage
Viele tote Zivilisten & gefährliche Angriffe

«Die Bilder von Grosny und von Aleppo - so sieht Mariupol im Augenblick aus», sagt der Vize-Bürgermeister der belagerten Stadt. | Foto: Evgeniy Maloletka/AP/dpa
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  • «Die Bilder von Grosny und von Aleppo - so sieht Mariupol im Augenblick aus», sagt der Vize-Bürgermeister der belagerten Stadt.
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Krieg gegen die Ukraine: So ist die Lage am Freitag Russische Invasion

MARIUPOL/MOSKAU/BERLIN/HELSINKI/LONDON (dpa/vs) - Seit rund zwei Wochen tobt in der Ukraine ein erbitterter Krieg. DAS ist der aktuelle Stand über die wichtigsten Ereignisse:

In der belagerten ukrainischen Hafenstadt Mariupol warten nach Angaben der Stadtverwaltung mehr als 200.000 Menschen auf eine Flucht. Die Stadt sei unter ständigem Beschuss und Bombardement durch die russische Armee.
«Außerdem haben sie die Stadt von allen Richtungen abgeschnitten», sagte Vize-Bürgermeister Serhij Orlow im ARD-«Mittagsmagazin». Nach seinen Angaben werden keine humanitären Lastwagen in die Stadt gelassen. Bislang sind mehrere Anläufe für humanitäre Korridore zur Rettung von Zivilisten gescheitert.
«Ich weiß nicht, wie ich die Zerstörungen in unserer Stadt beschreiben soll. Die Stadt existiert eigentlich nicht mehr. Die Bilder von Grosny und von Aleppo - so sieht Mariupol im Augenblick aus», sagte Orlow. Die ukrainische Armee sei «sehr tapfer», aber gegen die Luftangriffe der russischen Armee hätten die Soldaten keine Waffen, um das Leben der Zivilisten zu schützen.
Auch der Chef der Menschenrechtsorganisation Human Rights Watch, Kenneth Roth, hatte bereits Parallelen zu früheren Zerstörungen im tschetschenischen Grosny und im syrischen Aleppo gezogen.

Nukleares Forschungszentrum wird beschossen

Zuletzt meldete die Ukraine unter anderem Angriffe in der ostukrainischen Stadt Charkiw: Hier soll laut der staatlichen Atomaufsichtsbehörde erneut ein nukleares Forschungszentrum beschossen worden sein. Den Angaben zufolge ist die Anlage nun ohne Strom, am Gebäude gebe es oberflächliche Schäden.
Am Charkiwer Institut für Physik und Technologie befindet sich ein Forschungsreaktor, der mit schwach angereichertem Uran betrieben wird. Laut Gesellschaft für Reaktorsicherheit (GRS) wurden beide ukrainischen Forschungsreaktoren - ein zweiter befindet sich in Kiew - bereits Ende Februar heruntergefahren.

Die ukrainische Vizeregierungschefin Iryna Wereschtschuk kündigte neue Fluchtrouten zur Evakuierung von Zivilisten aus umkämpften Gebieten an. So seien unter anderem Lastkraftwagen mit Hilfsgütern und leeren Bussen aus Saporischschja Richtung Mariupol unterwegs. «Wir warten und hoffen, dass heute diese Route funktioniert», sagte Wereschtschuk.

London: Baldige Angriffe auf Kiew wahrscheinlich

Experten der britischen Regierung halten Angriffe russischer Truppen auf die ukrainische Hauptstadt Kiew in den kommenden Tagen für wahrscheinlich.
Das geht aus einer Einschätzung des Verteidigungsministeriums in London hervor. «Russland wird wohl versuchen, seine Kräfte neu aufzustellen für erneute Offensiven in den kommenden Tagen. Das wird wahrscheinlich auch Militäraktionen gegen die Hauptstadt Kiew einschließen», heißt es darin.
Gleichzeitig gehen die britischen Militärexperten davon aus, dass Russlands Armee «mit großer Wahrscheinlichkeit» hinter ihren Plänen für die Invasion zurückliegt.
Russland mache nur eingeschränkte Fortschritte. Logistische Probleme, die den Vormarsch aufgehalten hätten, bestünden weiterhin. Hinzu komme der weiterhin starke Widerstand ukrainischer Kräfte.

Putin: Gewisse «positive Veränderungen»

Kremlchef Wladimir Putin sieht bei den Verhandlungen über ein Ende der Kampfhandlungen in der Ukraine etwas Bewegung. Die russischen Verhandlungsführer hätten über «gewisse positive Veränderungen» bei den «praktisch täglich» geführten Gesprächen informiert, sagte Putin am Freitag bei einem Treffen mit dem belarussischen Machthaber Alexander Lukaschenko im Kreml in Moskau. Details nannte Putin nicht.

Finnischer Präsident telefoniert mit Putin

Der finnische Präsident Sauli Niinistö sprach am Telefon eine Stunde lang mit dem russischen Staatschef Wladimir Putin über die Lage in der Ukraine. Niinistö habe dabei auf die sich verschärfende Katastrophe und das große menschliche Leid in der Ukraine hingewiesen, das auch die öffentliche Meinung im Westen stark beeinflusse, teilte das finnische Präsidentenbüro am Freitag mit. Niinistö unterstrich demnach die Notwendigkeit einer sofortigen Waffenruhe und der sicheren Evakuierung von Zivilisten durch humanitäre Korridore. Auch die Sicherheit der ukrainischen Atomkraftwerke erwähnte der Finne.
Niinistö hatte am Freitag zuvor zunächst mit dem ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj telefoniert und über den russischen Angriffskrieg gesprochen. Putin habe er nochmals von Selenskyjs Bereitschaft zu einem direkten Gespräch mit dem Kremlchef berichtet, erklärte Niinistös Büro.

564 getötete Zivilisten in der Ukraine

Das UN-Hochkommissariat für Menschenrechte hat in der Ukraine seit dem Einmarsch Russlands den Tod von 564 Zivilisten dokumentiert. Darunter sind 41 Minderjährige, wie das Büro in Genf berichtet. Dem Büro lagen zudem verifizierte Informationen über 982 Verletzte vor.
Die UN-Hochkommissarin für Menschenrechte, Michelle Bachelet, betont, dass die tatsächlichen Zahlen mit Sicherheit deutlich höher liegen.
«Die meisten Opfer unter der Zivilbevölkerung wurden durch den Einsatz von Explosivwaffen mit großer Reichweite verursacht, darunter durch den Beschuss mit schwerer Artillerie und mit Raketenwerfern sowie durch Raketen- und Luftangriffe», teilt Bachelets Büro mit.

Putin will freiwillige Helfer ins Kriegsgebiet bringen

Zwei Wochen nach Invasionsbeginn spricht sich Kremlchef Wladimir Putin für eine Entsendung Freiwilliger zur Unterstützung der prorussischen Separatisten im Donbass aus. «Wenn Sie sehen, dass es Menschen gibt, die auf freiwilliger Basis, vor allem nicht gegen Geld, kommen und den Menschen helfen wollen, die im Donbass leben - nun, dann muss man ihnen auf halbem Weg entgegenkommen und ihnen helfen, ins Kampfgebiet zu ziehen», sagte Putin bei einer Sitzung des nationalen Sicherheitsrates.
Verteidigungsminister Sergej Schoigu erklärte, alleine aus dem Nahen Osten hätten sich bereits mehr als 16.000 Menschen gemeldet, die für die «Befreiungsbewegung» der selbst ernannten Volksrepubliken Luhansk und Donezk kämpfen wollten.
Der Kremlchef beklagte die Entsendung von «Söldnern aus aller Welt» in die Ukraine: «Die westlichen Sponsoren der Ukraine, das ukrainische Regime, sie verstecken es nicht, sie tun es offen und missachten alle Normen des Völkerrechts.»

Autor:

Victor Schlampp aus Schwabach

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