Berühmte Bewohner am Tiergärtnertorplatz
Sanierung des Pilatushauses kostet 3,8 Millionen Euro

Pilatushaus am Tiergärntertorplatz.  | Foto: Nicole Fuchsbauer
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NÜRNBERG (pm/khe/nf) - Das Pilatushaus am Tiergärtnertorplatz ist das herausragende Fachwerkhaus in Nürnberg. Mit seiner Eckfigur des Hl. Georg als Drachentöter und seinem Giebelerker gehört es zu den meistfotografierten Motiven an Nürnbergs schönstem Platz. Seit acht Jahren steht es leer, weil die Mieter wegen gravierender statischer Probleme 2012 ausziehen mussten.

Seit 1941 gehört es der Stadt Nürnberg, und die Stadt müsste das herausragende Einzeldenkmal wieder statisch ertüchtigen und sanieren. Es fanden auch umfangreiche Voruntersuchungen statt, doch wegen der zu erwartenden hohen Kosten wurde die Instandsetzung bislang nicht in Angriff genommen.

Vor zwei Jahren kam aus der Verwaltung die Idee, das Haus den Altstadtfreunden zu übertragen, die dann die Sanierung übernehmen sollten. Der Verein zeigte grundsätzliches Interesse, wollte jedoch vor den Verhandlungen zu einer Übernahme wissen, was auf ihn zukommt und was an Zuschüssen der Öffentlichen Hand zu erwarten wäre. Es wurde deshalb mit der Stadt vereinbart, dass die Altstadtfreunde einen Architekten beauftragen, eine Kostenermittlung zu erstellen. Erst dann können potentielle Zuschussgeber ins Boot geholt werden. Von Seiten des Landesamts für Denkmalpflege und der Städtebauförderung wurde signalisiert, dass angesichts der Bedeutung des Hauses mit Unterstützung zu rechnen sei. Sollten sich die Altstadtfreunde nach dem Vorliegen der Zahlen außer Stande sehen, die Sanierung des Pilatushauses durchzuführen, sieht der Vertrag die Rückzahlung des Betrags für die Kostenermittlung durch die Stadt Nürnberg vor.

Die Kostenschätzung wurde durch das Architekturbüro Keim in Fürth durchgeführt, und das Ergebnis liegt nun vor. Danach beträgt der geschätzte Sanierungsaufwand für das Fachwerkhaus 3,8 Millionen Euro. Die Berechnung wurde anhand eines Konzepts durchgeführt, das in dem Gebäude im Erdgeschoss und im 1. OG Gastronomie vorsieht, darüber im 2. und 3. OG sowie im 1. Dachgeschoss jeweils eine große Wohnung. Die beiden oberen Geschosse des Daches möchten die Altstadtfreunde selbst nutzen. Sie werden ebenso wie die drei Wohnungen durch ein neu zu erstellendes Treppenhaus mit Aufzug erschlossen.

Dieses soll im Nachbarhaus des eigentlichen Pilatushauses entstehen.Das Haus Obere Schmiedgasse 64 ist seit 1927 mit dem platzbeherrschenden Gebäude verbunden. Beim ersten großen Luftangriff im August 1942 wurde es ebenso wie die Rückseite des Pilatushauses weitgehend zerstört. Noch im Krieg und kurz danach wurde es in der alten Form als Fachwerkhaus wieder aufgebaut und hat deshalb kaum noch historische Substanz, was den Einbau der neuen Erschließung für die beiden Häuser ermöglicht. Diese Lösung ist bereits grundsätzlich mit der Denkmalbehörde abgestimmt.Das Pilatushaus, Obere Schmiedgasse 66, wurde 1489 vom Plattner (Harnischmacher) Hans Grünewald nach dem Abbruch mehrerer kleiner Häuser errichtet. Darauf weist die Ritterfigur des Hl. Georg hin. Lange hieß es deswegen auch „Haus zum geharnischten Mann“. 1899 wurde das Original des Hauszeichens durch eine Kopie ersetzt, die inzwischen mehrfach ausgetauscht wurde.

Am Fachwerk, das erst 1939 freigelegt wurde, lassen sich verschiedene Bauphasen ablesen: Bauzeitlich von 1489 das 3. OG, der Umbau des Giebels mit dem polygonalen Erker 1597 durch Paulus Scheurl und schließlich die Barockisierung von 1693 (Kartusche am Sandsteinsockel, ursprünglich im Giebel) bei der das Fachwerk vollflächig verputzt wurde.

Das Haus hatte berühmte Bewohner: Drei Jahre nach dem Tod des Erbauers Hans Grünewald kaufte es 1507 der bekannte Bildhauer Veit Wirsberger und lebte und arbeitete hier bis 1530 (also parallel zu Dürer, der das Haus gegenüber 1509 bis 1528 besaß). Unter den späteren Bewohnern ist vor allem Hans von Aufseß zu nennen, dessen Familienwappen über dem Eingang darauf hindeutet, dass der Gründer des Germanischen Nationalmuseums von 1852 bis 1857 hier wohnte. Ab 1853 erste Ausstellung im Tiergärtnertorturm, 1857 Umzug ins ehemalige Kartäuserkloster.

Hinsichtlich der weiteren Vorgehensweise ist beabsichtigt, in diesem Jahr eine Entscheidung zum Pilatushaus herbeizuführen. Vor den Verhandlungen mit der Stadt stehen die Gespräche der Altstadtfreunde mit dem Landesamt für Denkmalpflege und mit der Städtebauförderung. Sollte sich der Verein entschließen, das Haus zu erwerben und Instand zu setzen, wäre es für die Altstadtfreunde ein „Zurück zu den Wurzeln“, denn in den Anfangsjahren stellte das Liegenschaftsamt dem noch wenig finanzkräftigen Verein eine Wohnung im Haus kostenlos zur Verfügung. Von Oktober 1974 bis Februar 1980 logierte dortDr. Erich Mulzer mit dem Büro der Altstadtfreunde. Ob er sich über den Erwerb gefreut hätte? Ganz sicher!

Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

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