PFAS-Belastung auf US-Flugplatz
Dutzende Flächen in Bayern mit giftigen Chemikalien belastet!

US-Militärflugplatz Katterbach in Mittelfranken: Bereits 2014 wurde dort eine PFAS-Belastung festgestellt. | Foto: Daniel Karmann/dpa/Symbolbild
  • US-Militärflugplatz Katterbach in Mittelfranken: Bereits 2014 wurde dort eine PFAS-Belastung festgestellt.
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ANSBACH (dpa/lby/nf) - Dutzende Flächen in Bayern sind mit giftigen Chemikalien belastet. Es handelt sich dabei um sogenannten per- und polyfluorierte Alkylverbindungen (PFAS). Der überwiegende Teil geht auf giftige Rückstände aus Löschschaum zurück, so auch auf dem US-Militärflugplatz Katterbach Airfield bei Ansbach in Mittelfranken. Bereits 2014 wurde dort eine PFAS-Belastung festgestellt. Am Mittwoch begann die Sanierung des belasteten Grundwassers und Bodens.

Die US-Armee lässt am Westende des Flugfeldes eine umfangreiche Anlage zur Filterung des Grundwassers errichten. Dazu gehören unter anderem neun Förderbrunnen, Pumpschächte und Messstellen sowie rund 700 Meter Rohrleitung. Die Anlage soll verhindern, dass belastetes Grundwasser nach außen dringt, zugleich soll das Wasser gereinigt werden. Die Anlage soll im Oktober dieses Jahres einsatzbereit sein, dann sollen täglich bis zu 135 Kubikmeter Wasser durchlaufen, wie eine Sprecherin der US-Armee sagte.

In Bayern gibt es zahlreiche Fälle wie diesen. Das bayerische Umweltministerium zählte in einem Bericht 2022 mehr als 30 PFAS-Fälle mit Altlasten im Freistaat, zudem 24 Fälle mit unbekannter Quelle sowie fast 60 Verdachtsfälle. Die meisten mit PFAS belasteten Gebiete gibt es in Oberbayern. Der Großteil der Fälle lässt sich wie in Katterbach auf Chemikalien aus Löschschaum zurückführen.

Auf dem US-Militärflugplatz soll die Anlage voraussichtlich mehrere Jahre in Betrieb bleiben. Wie effektiv sie arbeitet und wie viel Wasser pro Tag letztlich durchgeschleust werden kann, werde sich aber erst nach Aufnahme des Betriebs zeigen, sagte der Umweltingenieur und Geologe Stephan Haas vom Umweltamt der US-Armee Garnison Ansbach. Mit Messstationen wollen die Beteiligten die Fortschritte bei der Altlasten-Sanierung zudem genau im Blick behalten. In einem weiteren Schritt sollen später auch Teile des betroffenen Bodens entfernt werden.

Die Kosten für Bau und Betrieb der Anlage im ersten Jahr belaufen sich für die US-Armee den Angaben zufolge auf rund 1,8 Millionen Euro. In den Folgejahren sollen jeweils 260.000 Euro anfallen. In die Planung flossen rund 600.000 Euro.

Der Sanierung gingen eine langwierige Planung und Druck seitens der Stadt Ansbach sowie einer lokalen Bürgerinitiative voraus. Die Erstellung eines Gutachtens zum genauen Schaden auf dem ehemaligen Feuerlöschübungsplatz der US-Armee hatte sich nach Angaben der Stadt über Jahre hingezogen, da die US-Armee mehrere Fristen verstreichen ließ. Seit Juli 2023 liegt ein Gutachten vor, im September vergangenen Jahres folgte schließlich der Auftrag zum Bau der Anlage.

Zur Kritik an der langen Dauer bis zum Sanierungsbeginn sagte eine Armee-Sprecherin am Mittwoch, über solche Maßnahmen werde bei der US-Armee nicht vor Ort, sondern über eine zentrale Verwaltung in den USA entschieden. Dort konkurrierten viele Projekte um eine Finanzierung. Allein mit dem Budget der Armee am Standort Katterbach hätte man die Sanierung im jetzigen Umfang nicht stemmen können.

Zugleich wies sie darauf hin, dass dies erst ein weiterer Schritt bei der Beseitigung der Schäden auf dem Militärflugplatz sei. Auch der Boden am Schadensherd müsse saniert werden. Eine Installation weiterer Anlagen zur Grundwasserreinigung sei möglich.

Eine Bürgerinitiative beklagt seit längerem Schäden für Teich- und Landwirte in der Region durch die Belastung mit den Chemikalien. Zugleich fordert sie eine umfassende Beseitigung des belasteten Bodens.

Hintergrund: Das Jahrhundert-Gift 

  • PFAS ist eine Abkürzung für per- und polyfluorierte Chemikalien. Diese Stoffgruppe umfasst nach letzten Schätzungen mehr als 10.000 verschiedene Stoffe. PFAS kommen nicht natürlich vor und werden erst seit den späten 1940ern hergestellt und eingesetzt.
  • PFAS werden in kurzkettige und langkettige PFAS unterteilt. Kurzkettige PFAS sind extrem langlebig und verteilen sich in der Umwelt in kürzester Zeit besonders über das Wasser. Als kurzkettige PFAS gelten Verbindungen mit weniger als sieben perfluorierten Kohlenstoffatomen. Langkettige PFAS sind in der Umwelt und in Lebewesen ebenfalls sehr langlebig und einige PFAS reichern sich in verschiedenen Organismen bis hin zum Menschen an.
  • PFAS reichern sich aufgrund ihrer Langlebigkeit und Nicht-Rückholbarkeit fortwährend weiter an. Unser Wissen über ihre Wirkung ist bislang zwar noch begrenzt. Allerdings wurden in den letzten Jahren bei bestimmten PFAS neben Wirkungen in der Umwelt auch gesundheitsschädliche Wirkungen nachgewiesen, was in Kombination mit der Langlebigkeit besonders bedenklich ist.
  • Menschen können PFAS vor allem über Lebensmittel (inklusive Trinkwasser) aufnehmen. PFAS werden auf unterschiedliche Weise in Lebensmittel eingetragen. Sie sind in Böden, Trinkwasser, Futtermitteln und in Bedarfsgegenständen (Verpackungen unter anderem) nachweisbar. Laut aktueller Kenntnisse der europäischen Lebensmittelbehörde EFSA gelten vor allem tierische Lebensmittel als mit PFAS belastet.
  • PFAS sind wasser-, fett- und schmutzabweisend sowie chemisch und thermisch sehr stabil. Man spricht deshalb auch von sogenannten "Ewigkeitschemikalien". Aufgrund ihrer Eigenschaften werden sie in zahlreichen Verbraucherprodukten wie Kosmetika, Kochgeschirr, Papierbeschichtungen, Textilien oder Ski-Wachsen eingesetzt. Außerdem werden PFAS zur Oberflächenbehandlung von Metallen und Kunststoffen, in Pflanzenschutzmitteln oder Feuerlöschmitteln verwendet.



Quelle: Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz

Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

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