Reise zur Titanic brachte den Tod
Mit "Titan" verunglückter Teenager wollte Rekord aufstellen

Auch die US-Küstenwache sucht nach dem bestätigten Tod der fünf Insassen im Tauchboot «Titan» nach der Ursache des Unglücks. Jason Neubauer (r), Chefermittler der US-Küstenwache, spricht mit den Medien.  | Foto:  Steven Senne/AP
  • Auch die US-Küstenwache sucht nach dem bestätigten Tod der fünf Insassen im Tauchboot «Titan» nach der Ursache des Unglücks. Jason Neubauer (r), Chefermittler der US-Küstenwache, spricht mit den Medien.
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LONDON (dpa) - Der mit dem Tauchboot «Titan» tödlich verunglückte Teenager Suleman Dawood wollte nach Angaben seiner Mutter bei der Expedition zum Wrack der «Titanic» einen Weltrekord aufstellen. Ihr Sohn sei ein begnadeter Zauberwürfel-Spieler gewesen und habe das auch als Rubik's Cube bekannte Drehpuzzle in knapp 4 Kilometer Meerestiefe lösen wollen, sagte Christine Dawood dem britischen Sender BBC.

Der 19-Jährige habe sich sogar vorab für einen Eintrag im Guinness-Buch der Rekorde beworben. Um den Erfolgsmoment auf Video festzuhalten, habe sein - ebenfalls ums Leben gekommener - Vater Shahzada eigens eine Kamera mit in das kleine Tauchboot genommen.

Ursprünglich habe sie den Tauchgang zur «Titanic» zusammen mit ihrem Mann - einem britisch-pakistanischen Unternehmensberater - unternehmen wollen, sagte Christine Dawood in dem Interview, das die BBC veröffentlichte. Aber die Corona-Pandemie habe das Vorhaben durchkreuzt - und ihr Sohn selbst Interesse daran gezeigt. «Dann habe ich verzichtet und ihnen die Gelegenheit gegeben, Suleman darauf vorzubereiten, weil er es wirklich machen wollte.»

Bevor beide Männer schließlich mit drei anderen Abenteurern die «Titan» bestiegen, hätten sie sich noch umarmt und Witze gemacht, schilderte sie. Dann glitt das Tauchboot zum legendären Wrack des Luxusliners in 3800 Meter Tiefe hinab, während Christine Dawood und ihre 17 Jahre alte Tochter Alina an Bord des Mutterschiffs «Polar Prince» ausharrten.

Optimismus schlug in Verzweiflung um

Irgendwann hätten sie dann gehört, dass der Kontakt zur «Titan» abgerissen sei. «Der Satz «wir haben die Verbindung verloren»...diesen Satz will ich in meinem Leben nie mehr hören», erzählte die Witwe mit stockender Stimme. «In dem Moment habe ich nicht verstanden, was das bedeutet. Ab da ging es dann bergab.»

Die Stimmung während der Rettungsmission sei nach einiger Zeit umgeschlagen, aus Optimismus sei Verzweiflung geworden. «Ich glaube, ich habe die Hoffnung verloren, als wir die Marke von 96 Stunden überschritten haben», erinnerte sich Dawood - für diese Zeitspanne hätten die Sauerstoffreserven an Bord der «Titan» in etwa reichen sollen.

Ihre Tochter habe sich etwas länger an den Gedanken geklammert, das Drama werde noch ein glimpfliches Ende nehmen. Doch dann sei der niederschmetternde Anruf der Küstenwache gekommen: «Da haben sie uns im Grunde informiert, dass sie Trümmer gefunden haben.» Die Bruchstücke der «Titan» lagen keine 500 Meter vom Bug des «Titanic»-Wracks entfernt, der Tod der fünf Insassen war damit faktisch bestätigt.

Christine und Alina Dawood haben sich nun ein persönliches Ziel gesetzt, um die Tragödie zu verarbeiten und das Andenken an Suleman zu bewahren: Seine Mutter und Schwester wollen selbst lernen, wie man das Zauberwürfel-Puzzle löst.

Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

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