Beamte mit zwei Messern angegriffen
UPDATE: Polizei schießt auf 12-jähriges Mädchen!

In diesem Mehrfamilienhaus im Bochumer Stadtteil Hamme ereignete sich der folgenschwere Polizeieinsatz. | Foto: Christoph Reichwein/dpa
  • In diesem Mehrfamilienhaus im Bochumer Stadtteil Hamme ereignete sich der folgenschwere Polizeieinsatz.
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  • Eine vermisst gemeldete Zwölfjährige schwebt nach einem oder mehreren Schüssen aus einer Polizeiwaffe in Lebensgefahr 
  • Doch weshalb ging sie überhaupt mit Messern auf die Polizisten zu? 
  • Viele Fragen sind noch offen

Bochum (dpa) - Beim Versuch, einer vermissten Zwölfjährigen zu helfen, ist in Bochum ein Polizeieinsatz eskaliert. Das Mädchen soll die Beamten mit zwei Messern bedroht haben - die Polizisten schossen daraufhin auf das Kind, einer mit Taser, einer mit Dienstwaffe. Ärzte kämpften noch Stunden später im OP um das Leben der Zwölfjährigen.

Viele Details zum Ablauf des Einsatzes seien noch Gegenstand der Ermittlungen, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft mit. Besonders schwierig könnte der Einsatz auch dadurch gewesen sein, dass nach Angaben der Polizei sowohl die Zwölfjährige als auch die Mutter gehörlos sind. Ob und wie überhaupt eine Kommunikation zwischen den Einsatzkräften und den beiden Gehörlosen möglich war - etwa mithilfe von kurzen Nachrichten auf Zetteln - sei Gegenstand der Ermittlungen, sagte ein Polizeisprecher.

Mädchen war aus Wohngruppe weggelaufen

Die Beamten hatten zuvor stundenlang nach der vermissten Zwölfjährigen gesucht. Die Zwölfjährige lebt eigentlich in einer Wohngruppe in Münster. Doch dort fehlte am Sonntag plötzlich jede Spur von ihr. Die Betreuer schlugen sofort Alarm und schalteten die Polizei ein.

Die startete eine große Suchaktion, denn das Mädchen ist nach Angaben der Ermittler auf lebenswichtige Medikamente angewiesen. In der Nacht zu Montag habe es dann Hinweise gegeben, dass die Zwölfjährige zu ihrer Mutter gefahren sein könnte, die im Bochumer Stadtteil Hamme lebt.

Mutter hatte das Sorgerecht verloren

Dort hätte sich die Minderjährige nicht einfach so aufhalten dürfen. Der Mutter seien bereits früher das Sorgerecht und das Aufenthaltsbestimmungsrecht für das Mädchen entzogen worden, teilten die Ermittler mit, ohne weitere Details zu nennen.

Nach den Hinweisen seien in der Nacht zu Montag zwei Streifenwagen-Besatzungen zur Wohnung der Mutter in einem Mehrfamilienhaus gefahren. Doch obwohl die Beamten Geräusche aus der Wohnung hörten, habe auf ihr Klingeln niemand reagiert. Während die Einsatzkräfte noch auf einen Schlüsseldienst warteten, habe mitten in der Nacht gegen 1.30 Uhr plötzlich die Mutter die Tür geöffnet.

Polizisten fühlen sich bedroht

Dann überschlugen sich der Schilderung der Polizei zufolge die Ereignisse. Nach bisherigen Ermittlungen gehen Polizei und Staatsanwaltschaft davon aus, dass das Mädchen beim Eintreffen der Beamten mit zwei Messern in der Hand auf die Polizisten zuging.

Die fühlten sich bedroht und zogen ihre Waffen. Ein Beamter nutzte sein Elektroimpulsgerät - eine Waffe, die den Getroffenen durch einen Stromstoß kurz handlungsunfähig macht, aber nicht lebensgefährlich verletzt. Ein anderer griff zu seiner Dienstwaffe und gab einen oder mehrere Schüsse ab - und verletzte das Mädchen dabei lebensgefährlich.

Not-OP im Krankenhaus

Die Polizisten hätten bis zum Eintreffen der Rettungskräfte Erste Hilfe geleistet. Ein Notarzt habe die Zwölfjährige anschließend in ein nahegelegenes Krankenhaus gebracht. Dort sei sie operiert worden - nach Einschätzung der Ärzte war der Eingriff erfolgreich, wie der Polizeisprecher sagte. «Sie hat die OP gut überstanden. Der Zustand des Mädchens ist kritisch, aber stabil.»

Gewerkschaft: Waffeneinsatz gegen Kinder streng geregelt

Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) betonte, der Vorfall sei ein «extrem belastendes Ereignis für alle Beteiligten». Der Einsatz von Schusswaffen gegen Kinder sei gesetzlich noch strenger gefasst als gegen Erwachsene. So dürfen Schusswaffen gegen Menschen unter 14 Jahren laut Polizeigesetz eigentlich gar nicht eingesetzt werden - außer um eine gegenwärtige Gefahr für Leib oder Leben abzuwehren, betonte die Gewerkschaft.

Gleichzeitig zeige der Einsatz erneut, wie unberechenbar solche «Messerlagen» seien, sagte der NRW-Landesvorsitzende Patrick Schlüter der Deutschen Presse-Agentur. Sie gehörten zu den «riskantesten Einsatzlagen, weil sie plötzlich passieren, kaum vorhersehbar sind und in Sekundenbruchteilen eskalieren».

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Bochum (dpa/nf) - Durch einen oder mehrere Schüsse aus einer Polizeiwaffe ist eine Zwölfjährige bei einem Einsatz in Bochum lebensgefährlich verletzt worden. Sie ging nach Angaben der Beamten mit zwei Messern in der Hand auf die Einsatzkräfte zu. Doch viele Details zu dem Einsatz sind noch offen.

Was bisher bekannt ist: 

Die Vorgeschichte: Die Polizei war seit Sonntag auf der Suche nach der Zwölfjährigen. Das Mädchen (Deutsch-Serbin) lebt eigentlich in einer Wohngruppe außerhalb des Ruhrgebiets, war von dort aber verschwunden und deshalb von ihren Betreuern als vermisst gemeldet worden. Weil klar war, dass das Mädchen auf lebenswichtige Medikamente angewiesen ist, wurde mit Hochdruck nach ihr gesucht.

Ein entscheidender Hinweis: In der Nacht zu Montag ging die Polizei einem Hinweis nach, dass die Zwölfjährige in der Wohnung ihrer Mutter im Bochumer Stadtteil Hamme sein könnte. Dort hätte sie sich nicht einfach so aufhalten dürfen. Der Mutter seien bereits früher das Sorgerecht und das Aufenthaltsbestimmungsrecht für das Mädchen entzogen worden, teilten die Ermittler mit.

Die Gehörlosigkeit: Sowohl die Mutter als auch das Mädchen sind nach Angaben der Ermittler gehörlos.
Der Einsatz: Kurz nach Mitternacht trafen zwei Streifenwagen-Besatzungen an dem Mehrfamilienhaus ein. Die Beamten hätten zwar Geräusche aus der Wohnung gehört, die Tür sei aber nicht geöffnet worden, teilten die Ermittler mit. Erst nach einer Stunde habe die Mutter dann doch geöffnet. Als die Polizisten die Wohnung absuchten, sei die Zwölfjährige mit zwei Messern in der Hand auf sie zugegangen.
Die Reaktion der Polizisten: Zwei Beamte reagierten auf die Situation: Einer griff zu seinem Elektroimpulsgerät - einer Waffe, die den Getroffenen durch einen Stromstoß kurz handlungsunfähig macht, aber nicht lebensgefährlich verletzt. Der andere griff jedoch zu seiner Dienstwaffe und schoss, wie Polizei und Staatsanwaltschaft mitteilten.

Der aktuelle Gesundheitszustand: Nach den Schüssen leisteten den Angaben zufolge zunächst die Polizisten Erste Hilfe. Ein Notarzt habe die Zwölfjährige dann in ein nahegelegenes Krankenhaus gebracht. Dort sei sie operiert worden und schwebe nach Einschätzung der Ärzte in Lebensgefahr, sagte ein Polizeisprecher.

Unklar ist:

Die Kommunikation vor Ort: Unklar ist, wie genau die Kommunikation vor Ort abgelaufen ist. Da sowohl die Mutter als auch das Mädchen gehörlos sind, war eine sprachliche Verständigung nicht möglich. Ob die Beamten andere Mittel der Kommunikation gefunden haben - etwa mithilfe von kurzen Nachrichten auf Zetteln - wird im Zuge der Ermittlungen nun untersucht. Auch wie die Mutter auf die Polizisten im Treppenhaus aufmerksam wurde und ihnen schließlich die Tür öffnete, ist nicht bekannt.

Der genaue Ablauf der Polizeischüsse: Wie viele Schüsse die Beamten abgegeben haben, sei noch Gegenstand der Ermittlungen, sagte der Sprecher. Die Polizei äußert sich auch nicht dazu, wo genau die Schüsse das Mädchen getroffen haben.

Die Beweggründe der Zwölfjährigen: Weshalb das Mädchen mit zwei Messern in der Hand auf die Polizisten zuging, ist Gegenstand der Ermittlungen. Auch weshalb sie überhaupt von der Wohngruppe weggegangen war und sich bei der Mutter aufhielt, ist nicht bekannt.

Der Entzug des Sorgerechts: Weshalb der Mutter das Sorgerecht für ihre Tochter entzogen worden war und das Mädchen in der Wohngruppe lebte, wurde von den Ermittlern nicht kommuniziert.

Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

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