Interview mit Prof. Dr. Elmar Forster
Handwerk Mittelfranken vorsichtig optimistisch

Prof. Dr. Elmar Forster. | Foto: Handwerkskammer für Mittelfranken
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REGION (pm/vs) - Wie fast alle Wirtschaftszweige, so leidet auch das Handwerk deutschlandweit wegen des erneuten Corona-Lockdowns unter teilweise drastischen Umsatzeinbußen. Doch wie sieht die Lage in Mittelfranken aus? - Vom Hauptgeschäftsführer der dortigen Handwerkskammer, Prof. Dr. Elmar Forster, gibt es Informationen aus erster Hand.

Welche Bilanz ziehen Sie aus dem vergangenen Jahr?

Prof. Dr. Elmar Forster: „Wenn wir im Jahr 2020 eines gelernt haben, dann, dass es vergeblich ist, Pläne zu schmieden. „Der Mensch plant und die Götter lachen.“ Das haben wir 2020 nur zu schmerzlich erlebt. Trotzdem legen wir die Hände nicht in den Schoß. Man darf die Dinge nicht einfach geschehen lassen. Gerade als Handwerksmeister, Unternehmer und Arbeitgeber hat man Verantwortung – auch in kritischen Situationen. Wir in der Handwerkskammer bemühen uns, die Handwerksunternehmer auf diesem Weg zu begleiten und zu unterstützen.“

Können Sie einen vorsichtigen Blick in die Zukunft wagen?

Prof. Dr. Elmar Forster: „Wegen des neuerlichen Shutdowns bei uns und in anderen Ländern verschiebt sich die Erholung nach hinten. Erst Ende 2021 wird die Produktion von Waren und Dienstleistungen ihr Vorkrisenniveau erreichen“, sagt ifo-Konjunkturchef Timo Wollmershäuser. Das ifo Institut hat seine Konjunkturprognose für das kommende Jahr gesenkt. Die Forscher erwarten nun ein Wachstum der deutschen Wirtschaft in Höhe von 4,2 Prozent, bislang waren sie von 5,1 Prozent ausgegangen. Andererseits hoben sie die Vorhersage für das Jahr 2022 von 1,7 auf plus 2,5 Prozent. Sehen wir es also positiv: Die Zahlen steigen langsamer als erwartet, aber sie steigen und das ist das Wichtigste. Auch das Institut der deutschen Wirtschaft geht von einer positiven Entwicklung aus. Zwar konzentriert man sich im IW-Kurzbericht 129 eher auf die Industrie als auf das Handwerk, aber die gesamtwirtschaftlichen Prognosen sind angesichts des heftigen Einbruchs 2020 vorsichtig optimistisch für das kommende Jahr. Darüber hinaus stimmen uns die Wirtschaftszahlen aus China sehr zuversichtlich. Dem Vernehmen nach ist die dortige Wirtschaft allein im letzten Quartal um über 5 Prozent gewachsen. Davon profitiert die deutsche Exportwirtschaft und damit mittelbar auch das Handwerk.“

Wie sehen das Ihre Mitgliedsunternehmen?

Prof. Dr. Elmar Forster: „Natürlich haben wir auch unsere Handwerker um deren Einschätzung gebeten. Wie sehen sie die aktuelle Situation und was erwarten sie von der Zukunft. Natürlich können einzelne Gespräche keine repräsentative Studie ersetzen, aber ein ungefährer Trend lässt sich schon entnehmen. Im Elektrobereich berichtete ein Meister, dass er im vergangenen Jahr erhebliche Investitionen getätigt habe. Seine Auftragslaufzeit betrage 27 Wochen. Konsequenterweise geht er davon aus, dass er bald neue Mitarbeiter einstellen wird. Auch ein Kollege von ihm ist mit der aktuellen Geschäftslage zufrieden und glaubt an eine Verbesserung im kommenden Quartal. Trotzdem gibt es natürlich einige Branchen, die von der Krise hart getroffen wurden. Diesen versuchen wir mit unserer Expertise zu helfen, Finanzhilfen zu vermitteln und im Einzelfall mit einem direkten Draht zur Politik Einzelfalllösungen zu finden. In jenen Branchen aber, die nicht direkt betroffen sind, haben sich die meisten, mit denen ich gesprochen habe, mit der aktuellen Geschäftslage relativ gut arrangiert. Dass bei all dem der Blick in die Zukunft einem Blick in die Glaskugel gleicht, ist leider unausweichlich, denn mit dem Auftreten eines Virus konnte niemand rechnen. In der Baubranche fragt man sich beispielsweise, ob die Aufträge zurückgehen, wenn der öffentlichen Hand das Geld ausgeht. Andererseits besteht die - vermutlich berechtigte - Hoffnung, dass der Binnenmarktkonsum wirtschaftlich einiges „auffangen“ kann. Schon zu Beginn der Krise hat das Konsumverhalten der Bundesbürger die Wirtschaft erheblich gestützt und dafür gesorgt, dass Deutschland bisher mit einem blauen Auge davonkam. Bleiben wir also optimistisch: Nach jeder Talfahrt geht es schließlich wieder aufwärts.“

Autor:

Victor Schlampp aus Schwabach

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