Stabwechsel im Nürnberger Rathaus
Nach 18 Jahren: Oberbürgermeister Ulrich Maly tritt nicht mehr an

OB Ulrich Maly will nicht mehr: ,,Ich bin zutiefst überzeugt, dass jetzt der richtige Zeitpunkt für einen Stabwechsel ist, schon weil ich mir sicher bin, dass 2026 auf jeden Fall zu spät ist.“ | Foto: Stadt Nürnberg
  • OB Ulrich Maly will nicht mehr: ,,Ich bin zutiefst überzeugt, dass jetzt der richtige Zeitpunkt für einen Stabwechsel ist, schon weil ich mir sicher bin, dass 2026 auf jeden Fall zu spät ist.“
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NÜRNBERG (pm/nf) - Im März 2020 wird in Nürnberg wie in allen bayerischen Kommunen ein neuer Oberbürgermeister und Stadtrat gewählt. Amtsinhaber Ulrich Maly hat sich dazu entschieden, nicht mehr zu kandidieren und stattdessen einen Stabwechsel im Rathaus einzuleiten. Über seine Beweggründe informierte Maly zusammen mit dem Parteivorsitzenden Thorsten Brehm und der Fraktionsvorsitzenden Dr. Anja Prölß-Kammerer.

Statement von Oberbürgermeister Dr. Ulrich Maly:
„Nach reiflicher Überlegung habe ich mich dazu entschlossen, im nächsten Jahr nicht mehr zur OB-Wahl anzutreten. Mit der Frage, wann der richtige Zeitpunkt ist aufzuhören, beschäftigte ich mich schon länger. Ich werde im Jahr 2020 18 Dienstjahre als Oberbürgermeister und 30 Jahre hauptberufliche Rathauspolitik hinter mir haben. Das ist mein halbes Leben und das ist sehr lange.

Menschen in Nürnberg müssen schon deutlich in den späten Zwanzigern sein, um sich überhaupt noch an einen anderen Oberbürgermeister erinnern zu können. Deshalb ist dieser Entschluss auch das Ergebnis einer kritischen Selbstreflexion. Ich habe immer versucht, mir eine gesunde Distanz zur vermeintlichen oder tatsächlichen Bedeutung des Amts zu bewahren. Dabei gab es immer den Vorsatz, rechtzeitig Platz zu machen und eben nicht am Amt zu kleben.

Leider ist ja nicht selten zu beobachten, wie die Seelenlage vieler Kollegen nach Jahren ordentlicher Arbeit und einer gewissen Popularität schleichend in „vermeintliche Unentbehrlichkeit“ übergeht. Die Beispiele dafür kennen sie alle. In den letzten Jahren sind dann häufig Lame-Duck-Phänomene und die unüberhörbare Sehnsucht danach, dass „der Alte“ endlich aufhört, eng beisammen. Das will ich mir, vor allem aber dem Rest der „Nürnberger Welt“ gerne ersparen.

Die Frage nach einer erneuten, dann vierten Kandidatur stellt sich auch nicht nach der Fitness am Wahltag im März 2020, sondern danach, was 2025 oder 2026 sein wird. Habe ich da noch die nötige Frische, mich inhaltlich für unsere Stadt täglich neu zu erfinden? Oder weiß ich eh alles besser? Habe ich da noch die Kraft und Gelassenheit für den glaubwürdigen Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern oder habe ich eh alles schon einmal gehört?

Aber auch: Wäre im Jahr 2026 nach 24 Amtsjahren der Übergang im Rathaus leichter zu managen als jetzt? Und wenn ich schon selber finde, dass Generationswechsel immer zu spät kommen, was kann ich dann tun, dass es bei uns rechtzeitig erfolgt?

Natürlich streicheln gute Sympathiewerte meine Eitelkeit und – noch viel wichtiger – besorgen mich die derzeit schlechten Umfragewerte der SPD auf Bundesebene. Deshalb wurde auch mir gegenüber mit dem Unentbehrlichkeitsargument gewunken. Das ist ein süßes Gift, aber es bleibt ein Gift.

Niemand ist unentbehrlich in seinem Beruf und wenn man das als Oberbürgermeister glaubt, liegt man schon dramatisch falsch. Weder kann einer alles richten, noch ist meistens einer oder eine an allem schuld.

Meine gute alte SPD wird mit einer neuen verjüngten Aufstellung ihre gute und erfolgreiche Arbeit für Nürnberg fortsetzen. Ich bin zutiefst überzeugt, dass jetzt der richtige Zeitpunkt für einen Stabwechsel ist, schon weil ich mir sicher bin, dass 2026 auf jeden Fall zu spät ist.“

Statement der Fraktionsvorsitzenden Dr. Anja Prölß-Kammerer
„Diese Entscheidung ist zweifelsohne ein großer Einschnitt für die Stadt und unsere Partei und die Fraktion. Uli Maly ist nicht nur für uns in Nürnberg, sondern über Partei- und Stadtgrenzen hinweg ein sehr beliebter und anerkannter Oberbürgermeister, dessen Rat und Fachkompetenz bundesweit gefragt ist. Die Gründe für seine Entscheidung kann ich - auch wenn es mir natürlich schwerfällt - dennoch nachvollziehen. Er hat 18 Jahre als Oberbürgermeister einen hervorragenden Job gemacht – dies wird er auch im verbleibenden Jahr tun. Wir wissen, dass wir im Wahlkampf auf ihn zählen können und insofern gehen wir trotzdem mit Zuversicht in die nächsten Tage, Wochen und Monate.“

Statement des Parteivorsitzenden Thorsten Brehm
„Ich bedauere die Entscheidung von Uli Maly. Die Nürnberger SPD wäre gerne mit ihm als Spitzenkandidaten in die Kommunalwahl 2020 gegangen. Seine Beweggründe auf eine erneute Kandidatur zu verzichten, verstehe ich aber. Wir werden uns nun gemeinsam der Herausforderung des Stabwechsels stellen. Die Nürnberger SPD hat es über Jahrzehnte hinweg immer wieder geschafft, solche Veränderungen zu meistern und bei den Kommunalwahlen Mehrheiten für sich zu gewinnen. Das wird uns auch 2020 gelingen. Wir werden in den nächsten Tagen viele Gespräche führen und dann zeitnah bekanntgeben, wer sich um den Platz 1 auf der SPD-Liste bewirbt. Über die OB-Kandidatur der Nürnberger Sozialdemokratinnen und Sozialdemokraten wird dann offiziell ein Parteitag am 16. Mai entscheiden.“

Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

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