Gestorbene HSV-Legende
Fußball-Welt trauert um Uwe Seeler

Uwe Seeler (l.) und Englands Kapitän Bobby Moore vor dem WM-Finale 1966 in Wembley.  | Foto: Uncredited/BIPPA/dpa
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HAMBURG (dpa) - Das vielleicht bekannteste Foto von Uwe Seeler wurde in London aufgenommen. Es zeigt den Stürmer der deutschen Nationalmannschaft, wie er nach dem verlorenen WM-Endspiel 1966 gegen England mit hängendem Kopf den Rasen des Wembley-Stadions verlässt.

Uwe Seeler, Ehrenspielführer der Fußball-Nationalmannschaft, wartet auf die Verleihung des nach ihm benannten Uwe-Seeler-Preises.  | Foto:  Axel Heimken/dpa/Archivbild
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Der am Donnerstag im Alter von 85 Jahren verstorbene Seeler war der Kapitän jenes deutschen Teams, das 1966 im Finale das berühmte Wembley-Tor kassierte und 1970 im Halbfinale gegen Italien das sogenannte «Jahrhundert-Spiel» verlor. Entsprechend trauert nach seinem Tod nicht nur der deutsche, sondern auch der internationale Fußball um das Stürmer-Idol des Hamburger SV.

«Real Madrid möchte allen seinen Verwandten, seinen Teamkollegen, seinem Verein und all seinen Lieben sein Beileid, seine Liebe und Zuneigung aussprechen.» So reagierte am Donnerstagabend der bekannteste Verein der Welt. «Die Nachricht von Uwe Seelers Tod macht uns alle tief betroffen», sagte auch Weltverbands-Präsident Gianni Infantino. «Er ist eine der größten Legenden des deutschen Fußballs. Seine Leistungen und Rekorde werden unvergessen bleiben. Er war nicht nur ein großartiger Stürmer, sondern überdies ein Vorbild an Bescheidenheit und Bodenständigkeit.»

In Italien erinnert man sich vor allem an das WM-Halbfinale 1970. «Es geht einer der besten europäischen Stürmer aller Zeiten», schrieb die Fußball-Bibel «Gazzetta dello Sport». Die britische Zeitung «The Guardian» beschrieb Seeler mit den Worten: «Vor der eleganten und technischen Ära von Franz Beckenbauer hat er die traditionellen Stärken des deutschen Fußballs repräsentiert: Kraft, hohe Moral, Einsatz und ein unzähmbarer Wille zum Sieg.»

Auch Franz Beckenbauer zeigt sich bestürzt vom Tod seines langjährigen Weggefährten Uwe Seeler. «Der Uwe war mein ältester Freund. Und mein bester», sagte der 76-Jährige der «Bild» über die Fußball-Legende. «Er hat mich immer unterstützt, als ich ganz jung zur Nationalmannschaft kam. So wie er sein Leben lang allen geholfen hat. Einen so tollen Menschen wie den Uwe gibt's kein zweites Mal.» Beide spielten zusammen bei den Weltmeisterschaften 1966 und 1970.

Club-Ikone Uwe Seeler lacht vor dem Logo des HSV.  | Foto: Maurizio Gambarini/dpa/Archivbild
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Seeler in vier WM-Turnieren erfolgreich

Diese internationalen Würdigungen sind umso bemerkenswerter, weil Seeler in seiner Karriere nie den Weltmeistertitel und nie einen internationalen Wettbewerb mit seinem HSV gewann. «Wenn ich schon bei vier Weltmeisterschaften dabei war, hätte ich auch gern einmal den Titel geholt. Aber ich hatte nicht das Glück», sagte er selbst. Dafür ist Seeler neben Miroslav Klose, Pelé und Cristiano Ronaldo einer von nur vier Spielern, die bei vier WM-Turnieren mindestens jeweils ein Tor erzielten.

Und der Ehrenspielführer der deutschen Nationalmannschaft schaffte dafür auch noch etwas anderes: Er steht mehr als jeder andere Spieler für den Fußball, den sich viele zurück wünschen. Für Bodenständigkeit, Loyalität und Vereinstreue.

Millionen-Angebot von Inter abgelehnt

1961 bekam er ein Millionen-Angebot von Inter Mailand - und lehnte es ab. Inter-Trainer Trainer Helenio Herrera verhandelte drei Tage mit Seeler - und war am Ende geschockt. Noch nie, gestand er, habe er jemanden erlebt, der auf so viel Geld verzichtete. In Zeiten eines völlig überhitzten Transfermarkts, in denen Clubs von Staatsfonds und Oligarchen gekauft werden und mit deren Millionen das Profigeschäft befeuern, ist so etwas kaum mehr vorstellbar.

«Uns Uwe wird immer in unseren Herzen bleiben. Eine unverwechselbare Fußballlegende und ein großartiger Mensch!», schrieb Nationalspieler Thomas Müller in den sozialen Netzwerken. «Uwe Seeler war ein großes Idol. Und das sicher nicht nur in sportlicher Hinsicht», sagte der frühere HSV-Spieler, -Manager und -Trainer Felix Magath bei «Focus Online». «Er war ein besonderer Mensch, von dem man sehr viel lernen konnte. Er wird eine sehr große Lücke hinterlassen. Ich bin unheimlich traurig. Wir haben uns beim HSV als Spieler um ein paar Jahre verpasst. Ich bin ihm dennoch für vieles sehr dankbar.»

Es war Magath, der dem Hamburger SV elf Jahre nach Seelers Karriereende den bis heute größten Erfolg der Vereinsgeschichte bescherte: den Finalsieg 1983 im Europapokal der Landesmeister gegen Juventus Turin. Auch Magath verließ des HSV zumindest als Spieler nie. Allerdings wurde der Trainer Magath 1997 unter dem Präsidenten Seeler beim HSV gefeuert. Erst danach wechselte er noch nach Bremen, Frankfurt, Stuttgart, München, Wolfsburg, Schalke und Berlin.

Von Sebastian Stiekel und Miriam Schmidt, dpa

Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

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