Ausflugsregionen bereiten sich auf Besucherandrang vor
Maßnahmen-Chaos: 15-Kilometer-Regel gilt nur für die Anwohner!

Schlittschuhläufer vergnügen sich auf dem zugefrorenem Schwansee.  | Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa
  • Schlittschuhläufer vergnügen sich auf dem zugefrorenem Schwansee.
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MÜNCHEN (dpa/lby) - Ende der Weihnachtsferien, Schnee und Lockdown: Beliebte Ausflugsorte bereiten sich erneut auf großen Andrang am Wochenende vor. Die von Montag an geltende Beschränkung des Bewegungsradius für Bewohner von Corona-Hotspots könnte den Ansturm noch verstärken.

«Das ist durchaus zu befürchten», sagte Blaichachs Bürgermeister Christof Endreß, dem die Einschränkungen nicht weit genug gehen. «Das werden die Leute wohl noch ausnutzen wollen», vermutet auch eine Sprecherin des Tourismusamtes im niederbayerischen Grafenau. Aber das ist nicht das einzige Problem.

Unklarheiten wegen 15-Kilometer-Regel

Um dem Ausflugstourismus Einhalt zu gebieten, dürfen sich Menschen aus Regionen mit einer Inzidenz von mehr als 200 ab Montag nicht weiter als 15 Kilometer von ihrem Wohnort entfernen. Doch die Zahl der betroffenen Städte und Kreise schwankt täglich. «Wir müssen eher davon ausgehen, dass diese Zahlen wachsen», hatte Ministerpräsident Markus Söder (CSU) betont.

Das führt zu Unsicherheiten wie im Fichtelgebirge: Der Landkreis Bayreuth lag Ende der Woche knapp über der 200er-Marke, die Stadt Bayreuth knapp darunter. «Die Zahlen können sich ständig ändern. Da den Überblick zu behalten, ist fast unmöglich», sagte Andreas Munder von der Tourismus- & Marketing GmbH Ochsenkopf.

«Am Ende sitzen die Einheimischen daheim, während Ausflügler aus Regionen mit niedrigeren Werten im Fichtelgebirge unterwegs sind», befürchtet Munder. Denn die 15-Kilometer-Regel betrifft nur Anwohner, Ausflüge in einen Corona-Hotspot sind weiter möglich.

«Mir wären kreisweite Betretungsverbote lieber», sagte die Oberstaufener Tourismuschefin Constanze Höfinghoff. Die Begrenzung auf Hotspots mit einer Inzidenz von mehr als 200 sei «schwierig». Ob die Regelung tatsächlich den Ausflugstourismus einschränke, werde sich erst noch zeigen.

Andrang auf Grünflächen in Städten

Nicht nur die klassischen Ausflugsorte rechnen am Wochenende mit vielen Besuchern. Bei schönem Winterwetter wird es in städtischen Parkanlagen und rund um die Schlittenhügel schnell eng. Am Dreikönigstag schickte die Polizei in München 150 Menschen wieder nach Hause, die sich an einem Rodelberg drängten. In Augsburg mussten die Beamten Rodler mit Durchsagen zu Abstand und zum Tragen einer Maske auffordern. Beide Städte kündigten auch für das kommende Wochenende regelmäßige Kontrollen an.

In Nürnberg, Bamberg und Bayreuth reichte der Schnee noch nicht, um die Schlittenhügel unsicher zu machen. Trotzdem drängen dort die Menschen ins Freie. Bei den Tiergehegen am Röhrensee in Bayreuth seien seit der Pandemie beispielsweise bis zu dreimal so viele Spaziergänger unterwegs wie sonst. Am letzten Ferienwochenende werde es wohl noch einmal besonders zugehen, vermutet eine Sprecherin der Stadt.

Unterschiedliche Regelungen bei der Infrastruktur

Mit dem erwarteten Andrang gehen die Regionen ganz unterschiedlich um, ein einheitliches Konzept fehlt. Vielerorts sind neben Skiliften und Wirtschaften auch Parkplätze sowie öffentliche Toiletten geschlossen. So sollen Ausflügler von weiter weg ferngehalten werden. Das Konzept sei «aufgegangen», sagte ein Sprecher der Bergbahnen Oberstdorf Kleinwalsertal. «Fakt ist, dass es im Allgäu Gott sei Dank nicht die Staus und Menschenschlangen wie in Winterberg oder Oberbayern gab.»

In anderen Regionen wie in der Fränkischen Schweiz werden dagegen bewusst Parkplätze und Toiletten geöffnet, um Chaos mit wild parkenden Autos und Ärger für Anwohner zu verhindern. Sobald mehr Schnee liege, sollen im Fichtelgebirge sogar die oberen Loipen gespurt werden. «Das Ziel ist, dass sich die Wintersportler so noch mehr verteilen», erklärte Munder. Sperrungen würden nur wenig bewirken. «Die Skipisten sind zwar gerade für Skifahrer gesperrt, da stehen auch überall Schilder. Aber dafür wird dort jetzt gerodelt.»

Hoffnung auf Einnahmen

Auch in Oberbayern sind die Pisten teils beschneit - noch immer in der Hoffnung, irgendwann den Liftbetrieb starten zu können. Um überhaupt Einkünfte zu erzielen, haben die Bahnen ihre Parkplatzgebühren angehoben. 15 Euro kostete es auf manchen Parkplätzen in Garmisch-Partenkirchen, fünf Euro am Brauneck und zehn Euro am Spitzingsee, dafür sind die Toiletten geöffnet.

Ein langfristiges Geschäftsmodell sei das allerdings nicht. «Damit könnten wir unsere Personal nicht halten», sagte Antonia Asenstorfer, Sprecherin der Brauneck- und Wallbergbahnen sowie der Alpenbahnen Spitzingsee. Ab Montag müssten die meisten Mitarbeiter in Kurzarbeit - zunächst bis Ende Januar.

Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

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