Bringt das Solarpaket 1 das neue Deutschland-Tempo für erneuerbare Energien?

Sonnenwende 2.0: Deutschlands beschleunigter Weg in die solare Zukunft.  | Foto: Pexels, Kindel Media
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Die Bundesregierung drückt massiv aufs Tempo beim Ausbau alternativer Energien. Besonders die Photovoltaik erlebt eine weitere Blütezeit. Seit Kurzem liegt der Referentenentwurf zum „Solarpaket 1“ vor – das steckt an Neuerungen alles drin.

Massive Waldbrände auf Rhodos, Korfu oder Sizilien, verheerende Überschwemmungen in Slowenien und Österreich, ein Dürre-Juni und ein Dauerregen-und-Hagel-Juli in Deutschland: Der Klimawandel ist mit spürbaren Konsequenzen in Europa und auch mitten in Deutschland angekommen. Noch ist es nicht zu spät zum Gegensteuern, aber mindestens fünf vor Zwölf. Entsprechend ist das Tempo zu erklären, mit dem die Bundesregierung nun den Ausbau erneuerbarer Energien vorantreiben will. 

 

„Alle Bremsen beim Zubau lösen“

Vor allem die Solarenergie steht dabei im Fokus der Politik. „Photovoltaik ist einer der günstigsten Energieträger überhaupt und gehört zu den wichtigsten Stromerzeugungsquellen der Zukunft“, sagte Robert Habeck, Bundesminister für Wirtschaft und Klimaschutz, anlässlich der Vorstellung seiner „Photovoltaik-Strategie“ im Frühjahr dieses Jahres. Der Grünen-Politiker drückt mit Blick auf den drängenden Klimaschutz aufs Tempo: „Wir wollen alle Bremsen lösen, die ein höheres Tempo beim Zubau bislang verhindert haben.“

Ambitioniertes Ziel von Grünen, SPD und FDP ist es, in Deutschland bis 2030 den Bruttostromverbrauch zu mindestens 80 Prozent aus erneuerbaren Energien zu decken. 2022 waren es 46,2 Prozent. Die Photovoltaik soll bis zum Jahr 2030 mit einer installierten Leistung von 215 Gigawatt einen wichtigen Beitrag leisten. Im vergangenen Jahr lag der Zubau an neuen Solaranlagen laut Bundesministerium für Wirtschaft und Klimaschutz bei mehr als sieben Gigawatt. 2023 sollen neun weitere Gigawatt hinzukommen. Habeck: „Ab dem Jahr 2026 sollen es dann sogar 22 Gigawatt Zubau jährlich sein, der sich etwa zur Hälfte aus Freiflächen und zur anderen Hälfte aus Dachanlagen ergibt.“

 

43 Fußballfelder an neuen PV-Anlagen sind das Ziel – täglich

Auch Bundeskanzler Olaf Scholz mahnte jüngst beim Petersberger Klimadialog zu mehr Tempo: „Der Klimaschutz verlangt, dass wir bis 2030 jeden Tag fünf bis sechs Windkraftanlagen an Land errichten. Pro Tag müssen 43 Fußballfelder an Solaranlagen entstehen, ein bis zwei Elektrolyse-Anlagen pro Woche.“

In der „Photovoltaik-Strategie“ vom Mai 2023 hatte das Bundeswirtschaftsministerium insgesamt elf Handlungsfelder identifiziert. Die Umsetzung der Vorschläge soll über zwei Gesetzesvorhaben erfolgen – die „Solarpakete I und II“. Seit wenigen Wochen nun liegt der Referentenentwurf für das „Solarpaket I“ vor, mit dem laut Ministerium die „drängendsten und ergebnisträchtigsten Maßnahmen umgesetzt“ werden sollen. Unter anderem sieht der Entwurf massive Erleichterungen für den Bau von Freiflächenanlagen vor. 

Balkon-PV-Anlagen vor dem Boom

Zum ersten Mal soll es nach dem Wilen des Referentenentwurfs auch gesetzliche Vereinfachungen für Photovoltaikanlagen an und auf Balkonen geben. Diese „Steckersolargeräte“ sollen fortan direkt an das Netz für die allgemeine Versorgung angeschlossen werden können, ohne dass zuvor eine entsprechende Meldung beim Netzbetreiber nötig ist. 

Darüber hinaus sieht der Referentenentwurf deutliche Vereinfachungen beim Mieterstrom vor. Derzeit sind solche Modelle nur auf Wohngebäuden zulässig – künftig geht das auch bei allen anderen Gebäuden oder Nebenanlagen. Mieterstrom wäre dann beispielsweise auch für das Beliefern von Stromverbrauchern in Gewerbegebäuden denkbar. 

 

Entbürokratisierung ist nötig für den Markterfolg

Auch in vielen weiteren Details des Referentenentwurfs stimmt die grundsätzliche Richtung, lobt Jonas Holtz. Er ist Gründer und Vorstandschef des 2013 gegründeten Solarunternehmens JES.Group mit Sitz in Broderstorf bei Rostock. 

Bereits Anfang der 2000er-Jahre gab es einen kurzen Solar-Boom in Deutschland. Doch von den Branchengrößen von einst, allen voran Solarworld, hat faktisch keiner überlebt. Jetzt macht sich eine neue Generation von Startups daran, die Solarwende zu vollenden – ohne die Fehler der ersten Generation zu wiederholen. Ihre Geschäftsmodelle sind durchdachter, flexibler und nicht zuletzt auch digitaler. 

Und mit der JES.Group gibt es auch einen neuen nationalen Platzhirsch. Vorstandschef Holtz hat Großes vor: „Wir wollen ganz klarer Marktführer bei Photovoltaik-Installationen und der innovativste Energiedienstleister in Deutschland werden.“ Die C&A-Eigner Familie Brenninkmeijer ist über ihren familieneigenen Fonds Skopos Impact bei JES Group investiert. 

 

Die JES.Group will Solaranlagen und Solarstrom auch denen ermöglichen, die sich eine eigene Anlage auf dem Dach nicht leisten können. Privathaushalte mit ausreichend Platz auf ihren Dächern können ihre Dachfläche verpachten und sich kostenlos eine Photovoltaikanlage installieren lassen. Sie machen sich auf diese Weise unabhängig von ihren Stromanbietern und den Unwägbarkeiten des Energiemarkts - und zahlen während der 20-jährigen Laufzeit des Pachtvertrags nur eine überschaubare Gebühr. Um Installation und Wartung kümmert sich das Solarunternehmen aus Mecklenburg-Vorpommern. 

Autor:

Jenny Reichenbacher aus Nürnberg

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