Kein Scherz: Neue Datenbrille kostet 3.500 Dollar
Apple fordert Konkurrent Mark Zuckerberg heraus

Apple-CEO Tim Cook posiert neben den neuen Vision Pro Headsets auf dem Firmencampus in Cupertino. | Foto: Jeff Chiu/AP/dpa
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CUPERTO (dpa/vs) - Wenn es um die Entwicklung futuristischer Daten-Brillen geht, mit denen virtuelle und reale Welten perfekt miteinander verschmolzen werden sollen, hatte Facebook-Gründer Mark Zuckerberg bisher die sprichwörtliche Nase vorne. Doch jetzt zieht Apple-Chef Tim Cook nach. Doch Experten fragen sich, ob sich dieser finanzielle Kraftakt auf beiden Seiten wirklich einmal auszahlen wird.

Von Christoph Dernbach und Andrej Sokolow, dpa

Apple-Chef Tim Cook führt seit fast zwölf Jahren den iPhone-Konzern und hat seitdem den Wert des Unternehmens verzehnfachen können. Trotz des enormen ökonomischen Erfolgs verstummen jedoch kritische Stimmen nicht. Kritiker verweisen darauf, dass fast alle aktuellen Erfolgsprodukte mit dem Apfel-Logo noch auf die Visionen von Steve Jobs zurückzuführen sind, der bereits im Oktober 2011 an den Folgen einer Krebserkrankung starb. Mit einer neuen Computer-Brille wagt Cook sich nun aus dem Schatten des legendären Firmen-Mitbegründers hervor.

Auf der Apple-Entwicklermesse WWDC stellte Cook der Öffentlichkeit seine erste Daten-Brille mit dem Namen Vision Pro vor, mit der Apple nicht weniger als eine neue Computer-Plattform etablieren will. Die Vision Pro lässt die User zum einen wie herkömmliche VR-Brillen tief in eine virtuelle Realität eintauchen, ermöglicht gleichzeitig aber immer wieder, auch die analoge Umgebung wahrzunehmen.

Wechseln zwischen den Welten

Das Headset, das wie eine futuristische Skibrille aussieht, bietet den Anwendern eine dreidimensionale Bedienoberfläche. Mit dieser können sie ihre analoge Umgebung und die virtuelle Realität gleichzeitig sehen oder zwischen beiden Welten wechseln.

Apple nennt die Vision Pro einen tragbaren Umgebungs-Computer. «Wir glauben, dass die Apple Vision Pro ein revolutionäres Produkt ist», sagte Konzernchef Cook. Das Gerät werde die Art und Weise verändern, wie Menschen kommunizieren und zusammenarbeiten, zeigte er sich überzeugt. In den USA soll das Gerät Anfang kommenden Jahres auf den Markt kommen. Ein Datum für den Marktstart außerhalb der USA wurde noch nicht genannt.

Bei der Apple-Brille wird die Umgebung von Kameras auf dem Gehäuse eingefangen und auf Displays vor den Augen der Anwenderin oder des Anwenders wiedergegeben. Nach diesem Prinzip geht auch die Konkurrenz vor. Auf beide Bildschirme verteilt hat die Brille 23 Millionen Pixel - mehr als die 4K-Auflösung eines Fernsehers für jedes Auge.

Apple sieht eine Einsatzmöglichkeit für die Vision Pro im Beruf, weil man sich viele große virtuelle Displays ins Blickfeld einblenden kann. Die Apple-Brille soll aber auch wie ein mobiles 3D-Kino und für andere Unterhaltungsanwendungen genutzt werden können. So wird der Streamingdienst Disney+ von Beginn an auf der Vision Pro verfügbar sein.

Idee für den Massenmarkt?

Carolina Milanesi, Analystin vom Marktforschungsunternehmen Creative Strategies, sagte in Cupertino, sie glaube nicht, dass das Headset derzeit für den Massenmarkt gedacht sei. Stattdessen richte sich Apple zunächst an Technikbegeisterte sowie an Entwickler, die Anwendungen für die Vision Pro programmieren werden. «Für diese Zielgruppe stellen auch die 3500 US-Dollar, die Apple für die erste Generation haben möchte, kein Problem dar. Sie wollen das Neueste und das Beste. Da spielt das Preisschild keine große Rolle».

Die Expertin geht aber davon aus, dass es nicht bei dem vergleichsweise hohen Preis bleiben wird. Schon der Name «Vision Pro» könnte ein Hinweis darauf sein, dass es in absehbarer Zeit ein preisgünstigeres, vielleicht weniger leistungsfähiges Gerät geben könnte, eine «Vision ohne Pro», sagte Milanesi der Nachrichtenagentur dpa.

Apple steigt mit seinem hochpreisigen Produkt ausgerechnet in einem Moment in den Markt ein, in dem ein kurzlebiger Hype rund um das Geschäft mit virtuellen Welten und Objekten merklich abgeflaut ist. Stattdessen steht unter anderem dank des Textroboters ChatGPT, der Sätze auf dem sprachlichen Niveau eines Menschen formulieren kann, Künstliche Intelligenz im Mittelpunkt.

Bisher ein Nischengeschäft

Vor allem Facebook-Gründer Mark Zuckerberg setzt weiter auf eine Zukunft, in der sich große Teile des Lebens in einer digitalen Welt - dem «Metaverse» - abspielen würden. Um das zu betonen, benannte er den Facebook-Konzern in «Meta» um. Doch trotz Milliarden-Investitionen blieben VR-Brillen und virtuelle Welten bisher ein Nischengeschäft - das Meta Milliardenverluste einbringt. Der Konzern ist Marktführer bei VR-Headsets und begrüßte Apple vergangene Woche mit der Ankündigung des neuen Modells Meta Quest 3 zum Preis von 570 Euro. Es werde auch gut darin sein, digitale Objekte in die reale Umgebung einzublenden, sagte Zuckerberg.

Das Geschäft mit VR-Brillen ist bislang unvergleichlich kleiner als der Smartphone-Markt. Die Marktforscher von IDC gehen davon aus, dass 2023 lediglich zehn Millionen VR- und AR-Headsets abgesetzt werden. Zum Vergleich: Im vergangenen Jahr wurden weltweit über 1,2 Milliarden Smartphones verkauft.

Zu Beginn des Events wurden neue Mac-Computer mit leistungsstärkeren Prozessoren vorgestellt. Darunter ist auch das erste Modell des auf professionelle Nutzer ausgerichteten Mac Pro mit hauseigenen Chips. Die mehrjährige Umstellung der Modellpalette von Intel-Prozessoren auf Chips aus eigener Entwicklung ist damit abgeschlossen. Danach wurden Neuerungen der nächsten Betriebssysteme für iPhone, iPad und Mac vorgestellt. Dazu gehört unter anderem die Möglichkeit, leichter Kontaktdaten zwischen zwei iPhones auszutauschen.

Autor:

Victor Schlampp aus Schwabach

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