Wirtschaft in Sorge: Es fehlen LKW-Fahrer!
Ukraine-Krieg ist nicht die Ursache des Problems

Zufriedene LKW-Fahrer sind in Deutschland inzwischen eine große Seltenheit geworden. | Foto: Kzenon-stock.adobe.com (Symbolfoto)
  • Zufriedene LKW-Fahrer sind in Deutschland inzwischen eine große Seltenheit geworden.
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FRANKFURTH/MAIN (dpa/vs) - Wenn sich an diesem Trend nicht schnellstmöglich etwas ändert, bekommt Deutschland ein weiteres gravierendes Wirtschaftsproblem: Es gibt viel zu wenig LKW-Fahrer. Schuld daran ist nicht der Ukraine-Krieg!

Beim Mangel an Lkw-Fahrern in Deutschland droht sich die Situation nach Einschätzung aus der Branche immer weiter zuzuspitzen. «Es fehlen schon jetzt zwischen 80.000 und 100.000 Fahrer», sagte der Vorstandssprecher beim Bundesverband Güterkraftverkehr Logistik und Entsorgung (BGL), Prof. Dirk Engelhardt, der Deutschen Presse-Agentur.

«Wir bekommen Rückmeldungen von unseren Transportunternehmern, dass sie Aufträge ablehnen müssen, dass sie an Ausschreibungen nicht mehr teilnehmen, dass sie Fahrzeuge verkaufen oder stilllegen, weil sie das Fahrpersonal nicht haben.»

Personalprobleme wegen des Kriegs in der Ukraine gebe es in Deutschland dagegen kaum, weil hier anders als zum Beispiel in Polen fast keine ukrainischen Fahrer beschäftigt gewesen seien, sagte Engelhardt. Der Mangel an Lkw-Fahrern wachse aber ständig. «Weil rund 30.000 bis 35.000 Fahrer jedes Jahr in Rente gehen und im Schnitt nur etwa 15.000 bis 20.000 neue Lkw-Führerscheine ausgegeben werden», so der BGL-Vorstandssprecher. Ein Drittel der Lkw-Fahrer in Deutschland ist nach BGL-Angaben 55 Jahre und älter.

Bleibt die Entwicklung, wie sie ist, würden in zehn Jahren mehr als 230.000 Fahrer fehlen, rechnet Engelhardt vor. «Es ist fünf nach zwölf, nicht fünf vor zwölf.»

Schlecht bezahlt und schlechtes Image

Gründe für die mangelnde Attraktivität des Berufs seien das Lohnniveau, das schlechte Image und die Arbeitsbedingungen. Auch dass Beruf und Privatleben für Lkw-Fahrer oft schwer vereinbar seien, komme hinzu, sagte Engelhardt. «Genau wie die schwere Planbarkeit der Touren, die Staus, der Termindruck.» All das führe dazu, dass viele sich sagten: «Diesen Stress tue ich mir nicht mehr an.»

Der BGL setzt sich unter anderem für mehr qualifizierte Zuwanderung ein. Engelhardt plädiert für bilaterale Abkommen mit Drittstaaten wie der Türkei mit dem Ziel, dort die nötige Qualifizierung zu ermöglichen und ausgebildete Fahrer in Deutschland einzusetzen. Einen entsprechenden Pilotversuch zu starten biete gewaltige Chancen.

Sinnvoll aus Sicht des Verbands wäre außerdem, das Führerscheinrecht zu ändern. «Wenn einer den Pkw-Führerschein erwirbt, sollte er Lkw bis 7,5 oder sogar 10 oder 12 Tonnen bewegen dürfen – wie bei der früheren Führerschein-Klasse 3», sagte Engelhardt. Vereinfachungen bei der Verlängerung des Führerscheins für Lkw-Fahrer über 50 und Online-Formate bei der vorgeschriebenen Weiterbildung für Lkw-Fahrer würden ebenso helfen.

Autor:

Victor Schlampp aus Schwabach

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