Seit Jahren ungenutzt in bester Wohnlage in St. Johannis
Stadt Nürnberg soll ehemalige BND-Villa kaufen

Hermetisch abgeriegelt. Die Villa in der Wielandstraße 27.  | Foto: oh/Privat
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  • Hermetisch abgeriegelt. Die Villa in der Wielandstraße 27.
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NÜRNBERG (nf) - Seit Jahren steht sie leer, die früher durch den BND („Hauptstelle für Befragungswesen“, Zweigstelle Nürnberg) genutzte geheimnisvolle Villa in der Wielandstraße 27 mitten in St. Johannis. Für den Vorsitzenden des Bürgervereins St. Johannis Sven Heublein ein Unding, und das aus mehreren Gründen. Er fordert nun die Stadt Nürnberg auf, die Villa zu erwerben und für eine soziale Nutzung herzurichten.

,,Mehrere Gründe sprechen dafür, diese Liegenschaft zu erwerben. Es kann doch nicht im Sinne der vielfach proklamierten Nachhaltigkeit sein, ein Gebäude dieser Größe einfach nicht zu nutzen. An vielen Stellen, auch in St. Johannis, wird nachverdichtet, werden weitere Flächen versiegelt. Hier könnte man ein großes Gebäude nutzen. Da muss die Stadt handeln!", so Sven Heublein. ,,Wieso kauft die Stadt das Gebäude nicht vom Bund und ertüchtigt es für einen Kindergarten oder eine Krippe? Der große Garten, der um das Haus ist, wäre doch eine tolle Außenfläche, auf der die Kinder spielen könnten", findet Heublein, der nahe des seit Jahren ungenutzten Gebäudes in St. Johannis lebt.

Ein anderer Grund, das Gebäude zu erwerben, ist, dass die Villa unter Denkmalschutz steht. Heublein: ,,Es ist auch Aufgabe der Stadt, sich um wertvolle Denkmäler zu kümmern. Hier haben wir eine ehemalige Fabrikantenvilla von 1913 (1914), die einer sozialen Nutzung zugeführt werden könnte. Diese Chance sollte man als Stadt Nürnberg ergreifen. Die zuständige Bundesanstalt für Immobilienangelegenheiten äußert sich zwar gegenüber einer Nürnberger Zeitung so, dass ein Verkauf an private Investoren nicht vorgesehen sei und man Überlegungen für eine Nutzung anstelle - aber was kann der Bund hier schon für eine sinnvolle Nutzung vorsehen?", fragt sich Heublein. Die Villa liegt mitten im Wohngebiet, da wäre eine Nutzung, die den Menschen, die dort leben, zugute kommt, absolut sinnvoll, ist Heublein überzeugt.

Heublein wandte sich an den für Liegenschaften zuständigen Wirtschaftsreferenten Dr. Michael Fraas mit der Bitte, in diesem Sinne tätig zu werden. ,,Das wäre ein echter Gewinn für St. Johannis und die Möglichkeit, ein Denkmal aus dem Dornröschenschlaf zu wecken!". 

Hintergrund
Nürnberg, Wielandstraße 27, 1886 erbaute Villa der Kaufmannsfamilie Leuchs.
Anselm Hirsch, Besitzer einer Leonischen Drahtwarenfabrik, ließ 1913/1914 das ursprüngliche Gebäude abreissen und baute eine größere Villa. Architekt war Hans Pylipp, (Rathausneubau am Fünferplatz). 
Ab 1939 als Offiziersclub der Luftwaffe
1945 beschlagnahmte die Besatzungsmacht das Gebäude.
Nach den Allierten (ca. 1958) ist der Bund Eigentümer der Villa, der hier (bis 2014) eine „Hauptstelle für Befragungswesen“, Zweigstelle Nürnberg, einrichtete. Die Hauptstelle für Befragungswesen (HBW) war eine dem Bundesnachrichtendienst zugeordnete Dienststelle und wurde häufig als „interne Kontrolleinrichtung des Bundesamtes für Ausländerfragen“ bezeichnet. Ihre rund 40 Mitarbeiter befragten offen und verdeckt Flüchtlinge, die in Deutschland Asyl beantragten. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion wurden auch andere Zuwanderergruppen wie die Aussiedler und Spätaussiedler Ziel solcher Befragungen. 

Weitere Infos:
https://www.zeit.de/politik/deutschland/2014-03/hauptstelle-fuer-befragungswesen-aufloesung
https://de.wikipedia.org/wiki/Hauptstelle_f%C3%BCr_Befragungswesen

Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

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