Ministerpräsidentenkonferenz ++ Lockdown wäre Katastrophe für alle Vereine
Banger Blick des Sports auf den Corona-Gipfel

Die Ministerpräsidenten der Bundesländer sitzen am Konferenztisch zusammen. Zu den Hauptthemen der MPK zählt der Umgang mit der Pandemie.  | Foto: Oliver Berg/dpa-Pool/dpa
  • Die Ministerpräsidenten der Bundesländer sitzen am Konferenztisch zusammen. Zu den Hauptthemen der MPK zählt der Umgang mit der Pandemie.
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BERLIN (dpa) - Es sind die Abkürzungen, die in Corona-Zeiten im Sport längst auch über Wohl und Wehe mitbestimmen: MPK, 2G, 3G, 2G plus. Tore, Punkte, Ergebnisse und Tabellenstände sind das eine, seit der Pandemie zählen noch andere Faktoren. Am 18. November werden von den Topfunktionären im Fußball über Eishockey, Handball und Basketball bis zu den Breitensportverantwortlichen alle wieder gebannt auf die Ministerpräsidentenkonferenz (MPK) schauen.

Hörmann: «Outdoor-Sport-Garantie für alle»

An Appellen von praktisch allen Seiten mangelt es nicht. «Der Fehler des Vorjahres, als die weitgehende Schließung von Spiel- und Sportstätten und die Kontaktbeschränkungen die rund 27 Millionen Mitglieder von Sportvereinen und alle anderen Menschen in Deutschland zur Bewegungslosigkeit verurteilten, dürfe sich nicht wiederholen», sagte der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbundes, Alfons Hörmann, in einer Mitteilung.

«Trotz der schwierigen Infektionslage darf es für Geimpfte und Genesene keinerlei Einschränkungen bei der Sportausübung geben», forderte der DOSB als Dachverband von 90.000 Verein mit insgesamt rund 27 Millionen Mitgliedern zudem. Er reklamierte auch eine «Outdoor-Sport-Garantie für alle». Heißt nach Vorstellung des DOSB: Für Sport im Außenbereich darf höchstens 3G gelten - sprich: genesen, geimpft oder getestet. Für Sport im Innenbereich hält der Verband 2G - geimpft oder genesen - für sinnvoll.

«Außenbereiche sind immer unkritischer als Innenbereiche», sagte unlängst Professor Jan Rupp, Direktor der Klinik für Infektiologie und Mikrobiologie am Campus Lübeck des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein den «Kieler Nachrichten». «Wenn man das gut kontrolliert, ist das Stadion kein Problem, weil man draußen ist und Abstand halten kann.» Die Probleme können aber vor und nach einem Spiel kommen. «Manche treffen sich auch davor und stehen am Stadion eng beieinander, nachher gehen sie vielleicht zusammen in die Kneipe», sagte Rupp.

Großveranstaltungen am besten absagen

Anfang September hatte die DFL eine erste Bilanz gezogen der teilweisen Rückkehr von Zuschauern in die Stadien. Bei den 73 Partien unter der Organisation der Deutschen Fußball Liga hatte es demnach sechs positive Corona-Tests gegeben. «Wenn jetzt immer noch kommuniziert wird, dass Fußball-Spiele potenzielle Superspreader-Events sind und es gefährlich ist hinzugehen, das ist in der Zwischenzeit vorsätzlich falsch», sagte Seifert damals.

Zwei Monate später aber haben sich die Corona-Zahlen in Deutschland dramatisch verändert. Zu Wochenbeginn stieg die Inzidenz erstmals auf über 300. Der Präsident des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, hatte am Freitag zuvor schon betont, es sei «fünf nach zwölf». Die vierte Welle treffe Deutschland jetzt mit voller Wucht.

Impfdebatte im Fußball

Seit Seiferts Aussagen vor einigen Wochen, in denen die Lage vermeintlich entspannt schien, ist auch die Impfdebatte im Fußball kräftig befeuert worden. Einer der Auslöser: Nationalspieler Joshua Kimmich, der Bedenken wegen angeblicher Langzeitfolgen durch die Vakzine äußerte und sich wenig später als Kontaktperson des infizierten Niklas Süle in Quarantäne wiederfand.

Mit Maßnahmen wie 2G soll nun auch der Wille zum Impfen generell gestärkt werden. Für Fans gilt das Prinzip geimpft oder genesen bereits in zunehmendem Maße. Markus Söder, Bayerns Ministerpräsident, brachte im Zusammenhang mit einer Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen auch den Profi-Fußball ins Spiel. «Ich denke, es wäre ein gutes Signal, dass wir so etwas auch für den Fußballbereich diskutieren - als Signal auch der Einheit von Fans und Spielern», sagte der CSU-Politiker dem TV-Sender Bild.

Auch in Söders Bundesland haben nur noch Geimpfte und Genesene Zutritt zu Spielen unter anderem von Kimmichs FC Bayern. Ob es in Kürze weitere Einschränkungen geben wird - offen. Wie lange Fans Verständnis dafür haben, nur mit 2G-Regel ins Stadion zu kommen, ihre Idole aber nur einen negativen Coronatest benötigen - auch offen.

«Ungeimpfte sind ein Risiko für den Spielbetrieb»

«Wenn die Politik die rechtlichen Möglichkeiten für eine Impf-Pflicht in bestimmten Berufsgruppen schafft, wird die DFL selbstverständlich eine solche Option umgehend intensiv diskutieren», sagte DFL-Boss Seifert bei Bild und versprach, Liga und Clubs würden sich für eine noch höhere Impfquote einsetzen.

Neben der Vorbildwirkung gibt es aber noch einen weiteren Aspekt in der Debatte um geimpfte und ungeimpfte Profis, den Gernot Tripcke als Geschäftsführer der Deutschen Eishockey Liga (DEL) jüngst in der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung» ansprach: «Ungeimpfte sind für uns, abgesehen von der Gesundheit, ein Risiko für den Spielbetrieb.» Und der soll tunlichst weitergehen, möglichst mit Zuschauern.

Wenn Großveranstaltungen durchgeführt würden, dann nur mit maximaler Sicherheit, die zurzeit zur Verfügung stehe. «Am besten wäre es, wenn wir Großveranstaltungen absagen würde, ganz klar», sagte Wieler aber auch insbesondere mit Blick auf Großveranstaltungen in Innenräumen.

Ein Lockdown wäre eine Katastrophe

Es ist eine komplexe Gemengelage, bei der auch für den Sport wieder einiges auf dem Spiel steht. «Man kann die Testszenarien wieder hochfahren. Und wenn es wieder einen Lockdown gäbe, wäre das für den Spielbetrieb wahrscheinlich sogar das Einfachste», sagte der Chef der Deutschen Eishockey Liga, Gernot Tripke, jüngst der «Frankfurter Allgemeinen Zeitung»: «Nur kommt es dann wirtschaftlich zur Katastrophe.»

In dem entsprechenden Hilfstopf seien von den vorgesehenen 400 Millionen Euro noch 165 Millionen vorhanden. Die müsse man aber nur anzapfen, wenn es wirklich zu einem erneuten Stopp des Spielbetriebs käme, sagte der Boss der Handball-Bundesliga, Frank Bohmann, dem Deutschlandfunk.

Auch im Sport schien für viele eine gewisse Rückkehr zur Normalität stattgefunden zu haben. Wenn auch unter Einschränkungen - sprich 2G - soll zum Beispiel am 20. November das brisante Hauptstadtderby zwischen dem 1. FC Union und Hertha BSC in Berlin-Köpenick erstmals seit Pandemie-Ausbruch vor vollen Rängen im Stadion An der Alten Försterei stattfinden.

Nach dem 9:0 der deutschen Nationalmannschaft in Wolfsburg gegen Liechtenstein titelte die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» mit Blick auf die befreit-gute Stimmung: «Party in der Pandemie». Wie gut die Stimmung nach der MPK sein wird, bleibt hingegen abzuwarten.

Von Jens Marx, dpa

Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

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