Corona: Höhepunkt der Welle überschritten?
Warum die Situation trotzdem gefährlich bleiben wird

Biergärten und Cafés mit Terrasse sind derzeit voll - so wie hier in der Kölner Innenstadt. | Foto: Oliver Berg/dpa
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BERLIN (dpa/vs) – Weil das Corona-Infektionsgeschehen zuletzt abgeflacht ist, sehen die Experten des Robert Koch-Instituts (RKI) den Zenit der Corona-Sommerwelle überschritten. Einen Grund zum Aufatmen gibt es trotzdem nicht.

Die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz sei in der vergangenen Woche nach dem bereits deutlichen Rückgang in der Vorwoche erneut um insgesamt 27 Prozent gesunken und in allen Bundesländern und Altersgruppen rückläufig, geht aus dem RKI-Wochenbericht zu Covid-19 hervor. Zudem seien die Anzahl Sars-CoV-2-Infizierter mit Symptomen einer akuten Atemwegsinfektion in Deutschland und die Zahl der Arztbesuche Infizierter gesunken, «so dass der aktuelle Wellengipfel überschritten zu sein scheint». Dennoch: Für Entwarnung ist es aus RKI-Sicht zu früh.

Außerdem hätten Ausbrüche in Pflegeheimen tendenziell abgenommen. Die Zahl der Krankenhausaufnahmen von Menschen, die eine schwere akute Atemwegsinfektion und eine Covid-19-Diagnose hatten, sei in der vergangenen Woche ebenso gesunken wie die Zahl der Patienten mit Covid-19-Diagnose auf Intensivstationen, schreiben die Experten. Auch bei den Todesfällen in Verbindung mit dem Virus spricht das RKI zuletzt von einem Rückgang – in der vergangenen Woche mit 372 übermittelten Todesfällen im Vergleich zu 444 in der Vorwoche.

Risiko für ältere Menschen am größten

Die Daten zeigten, dass auch bei schwer verlaufenden Erkrankungen der Höhepunkt der aktuellen Welle überschritten scheine. Dabei seien Menschen im Alter von über 80 Jahren weiterhin am stärksten von schweren Krankheitsverläufen betroffen, mahnen die RKI-Experten. Der Rückgang der schweren Erkrankungen verlaufe aktuell deutlich langsamer als dies bei den Gesamtzahlen beobachtet werde. Trotz der verbesserten Situation in der vergangenen Woche bleibt der Infektionsdruck dem RKI zufolge in allen Altersgruppen hoch – und auch die Belastung des Gesundheitssystems.

Mit Blick auf die nächsten Wochen rechnet das Institut mit einer «weiterhin hohen Zahl an Hospitalisierungen, intensivmedizinisch zu betreuenden Covid-19-Patientinnen und -Patienten und Todesfällen, insbesondere in höheren Altersgruppen». Entsprechend ruft das RKI weiter dazu auf, die Empfehlungen zum Vermeiden von Ansteckungen «unbedingt» einzuhalten – und stellt erneut die große Wichtigkeit der Corona-Impfung heraus.

Auf die aktuelle Corona-Lage blickt heute auch Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach, der sich auf dem Podium der Bundespressekonferenz erneut Fragen von Journalistinnen und Journalisten stellen wird. Mit auf dem Podium soll der Berliner Mediziner Leif Erik Sander sitzen.

Zuletzt war der SPD-Politiker Lauterbach wegen seiner Vorschläge zu den Corona-Schutzmaßnahmen für Herbst und Winter unter Rechtfertigungsdruck geraten, die er zusammen mit Justizminister Marco Buschmann (FDP) vorgelegt hatte. So ist eine Rückkehr zu Maskenpflichten vorgesehen, von denen es allerdings Ausnahmen für frisch Geimpfte geben soll. Bei den Bundesländern waren diese geplanten Ausnahmen auf teils scharfe Kritik gestoßen.

Mutationen werden beobachtet

Die Omikron-Sublinie BA.5 hat derweil dem Wochenbericht zufolge auf hohem Niveau noch etwas zugelegt und ist nach den aktuellsten Daten in etwa 94 Prozent der positiven Proben gefunden worden. Eine Ausbreitung der Omikron-Sublinie BA.2.75, über deren Mutationen sich manche Forscher zuletzt besorgt gezeigt hatten, wird laut RKI hauptsächlich in Indien und verschiedenen anderen Regionen weltweit beobachtet. Hierzulande seien insgesamt fünf Nachweise bekannt.

Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Daniel Günther forderte unterdessen deutliche Lockerung der Quarantäneregeln für Corona-Infizierte. «Aktuell müssen Infizierte fünf Tage in Isolation, auch ohne Symptome. Mein Vorschlag: Nur noch wer Symptome hat, bleibt zu Hause», sagte der CDU-Politiker der «Bild»-Zeitung. Es brauche derzeit «keine Regeln, die die Menschen verunsichern, sondern solche, die vulnerable Gruppen schützen.»

Autor:

Victor Schlampp aus Schwabach

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