Für immer zweite Liga – wie dem 1. FCN der Aufstieg gelingen kann

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In den frühen 2000-er-Jahren war der 1. FC Nürnberg ein Stammgast in der Bundesliga. Bis zur Saison 2013/14 musste man seit der Jahrtausendwende nur zwei Abstiege hinnehmen. Direkt im nächsten Jahr gelang stets der Wiederaufstieg. Doch die glorreichen Zeiten scheinen schon länger vorbei zu sein.

Mittlerweile würden selbst wahre Fans des 1. FCN vermutlich keine Fußball Wetten abgeben, in denen Nürnberg der Aufstieg oder gar die Meisterschaft attestiert wird. Die letzte Saison in der höchsten Spielklasse ist nämlich bereits einige Jahre her und man ist in der Realität der 2. Bundesliga angekommen. Doch wie könnte es dem 1. FCN gelingen, wieder zurück in die Bundesliga zu gelangen?

Wie kam es zum Fall des 1. FCN?

Als der 1. FC Nürnberg zum Ende der Saison 2013/14 mit Roger Prinzen den Gang in die 2. Liga antreten musste, kam das für die Mannschaft keinesfalls aus heiterem Himmel. Letztlich fehlte jedoch trotzdem nur ein Punkt auf die Relegation, die der HSV damals übrigens gegen Greuther Fürth für sich entscheiden konnte. Wie auch nach dem Abstieg 2004 und 2008 ging man in Nürnberg fest davon aus, auch 2015 wieder den Direktaufstieg zu schaffen. Daraus wurde jedoch nichts, denn am Ende wartete ein enttäuschender Platz 9 in der 2. Bundesliga. Im darauffolgenden Jahr reichte es zwar immerhin zu Platz 3, in der Relegation konnte der 1. FCN aber nicht den Wiederaufstieg fixieren.

Die Krise war damit aber noch nicht besiegelt. Denn bereits im Jahr 2018/19 kehrte man in die Bundesliga zurück. Der direkte Abstieg sollte aber die neue Realität in Nürnberg einläuten. Denn beinahe wäre man von der Bundesliga in die 3. Liga verfrachtet worden. Am Ende retteten drei Punkte vor einem sicheren Abstiegsplatz und die Relegation den Platz in der 2. Bundesliga. Zum Helden wurde seinerzeit Fabian Schleusener, der in Minute 96 den Klassenerhalt mit seinem Tor zum 1:3 fixierte.

Als damalige Problemfaktoren lassen sich ganz klar die gefloppten Neuzugänge Iuri Medeiros und Nikola Dovedan benennen. Zudem ging der 1. FCN mit drei Trainern durch die Abstiegssaison und konnte keine Konstanz in das eigene Spiel bringen. Auch wenn die historisch schlechteste Platzierung seit der Saison 1995/96 und ein drohender Abstieg verhindert werden konnten, hinkt der 1. FC Nürnberg bereits seit einigen Jahren seiner einst so guten Form hinterher. In der Vorsaison reichte es lediglich für Platz 14. Mit einer Rückkehr in die Bundesliga kann momentan also nicht geliebäugelt werden.

Welche Baustellen gibt es im Kader?

Aktuell befindet sich der 1. FCN wieder im Umbruch. Für den Verein und die Fans ist dies grundsätzlich nichts Neues. Nach dem schlechten Abschneiden in der Vorsaison haben wichtige Spieler den Verein verlassen. Mit Fabian Nürnberger und Kwadwo Duah muss der Verein wertvolle Stammkräfte abgeben.

Etwas weniger schmerzten hingegen die Abgänge von Danny Blum und Pascal Köpke. Beide Spieler waren während ihrer Verpflichtung beim 1. FCN vom Verletzungspech geplagt und konnten dem Team nur sporadisch helfen. Die wohl größte Baustelle im Kader hat sich im Angriff aufgetan. Trotz hoher Investitionen in der Offensive konnten letzten Endes nur 32 Tore erzielt werden – Liga-Negativrekord der vergangenen Spielzeit.

In der jetzigen Saison sollen es nun Namen wie Can Uzun, Daichi Hayashi und Benjamin Goller richten. Zumindest der Saisonstart ist der Offensive geglückt. Ob es letzten Endes aber reicht, um die Nürnberger wieder zurück in die Aufstiegsplätze zu schießen, bleibt erst einmal abzuwarten.

Spannend bleibt es auch in der Defensive. Christopher Schindler wird der Mannschaft aufgrund eines Kreuzbandrisses für mehrere Monate fehlen. Die Neuzugänge Ahmet Gürleyen und Ivan Marquez sowie Jannes Horn müssen sich erst einmal im Kader zurechtfinden. Dass die Defensive noch sehr instabil ist, hat auch der Ligastart gezeigt. Der 1. FCN hat bereits deutlich mehr Tore kassiert als die Teams an der Tabellenspitze.

Wann kehrt Ruhe auf der Trainerbank ein?

Seit dem Abstieg in die 2. Bundesliga in der Saison 2018/19 hat der 1. FCN bereits neun verschiedene Trainer an der Seitenlinie stehen gehabt. Einzig und allein Robert Klauß konnte sein Amt länger als ein Jahr ausüben und verhindern, dass die Zahl der Trainer nicht bereits im zweistelligen Bereich liegt. Ein neues Erfolgskonzept brachte bislang übrigens keiner der neun Trainer mit ins Max-Morlock-Stadion.

Auch Sportvorstand Dieter Hecking war es mit seiner Rückkehr an die Seitenlinie nicht gelungen, den sportlichen Erfolg beim 1. FCN herbeizuführen. Die eigens auferlegten Ziele wurden nämlich klar verfehlt. Bei den Fans sorgte dies durchaus für Unmut. Der Rücktritt von Hecking wurde lautstark gefordert. Dieser kehrte nach Ende der Saison aber seelenruhig in seine Position als Sportvorstand zurück.

Richten soll es nun Cristian Fiél. Der ehemalige Spieler und Trainer von Dynamo Dresden war bereits bei Nürnberg II als Coach tätig und in der vergangenen Saison als Co-Trainer von Dieter Hecking aktiv. Wie lange sich Fiél an der Seitenlinie über Wasser halten kann, ist allerdings fraglich.

In Nürnberg hat sich der Trainerstuhl nämlich längst den Ruf eines Schleudersitzes erarbeitet. Dabei wäre eine Konstanz in diesem Bereich besonders wichtig. Denn nur so kann ein neues sportliches Konzept entwickelt werden. Die bisherigen Trainerwechsel haben nämlich alle keinen Erfolg gebracht. Der Schlüssel zum Wiederaufstieg könnte also durchaus sein, das Standing als mittelmäßiger Club in der 2. Bundesliga zu akzeptieren und in Ruhe einen Neustart durchzuführen.

Die Qualität in der 2. Bundesliga nimmt zu

HSV, Schalke, Hertha oder Werder Bremen. In den letzten Jahren haben sich einige prominente Namen in der 2. Bundesliga gezeigt. Dadurch ist gleichzeitig auch die Qualität innerhalb der Liga deutlich angestiegen. Für die Rückkehr in die Bundesliga braucht es nun mehr Wille und individuelle Leistung als je zuvor.

Dies stellt den 1. FCN natürlich vor neue Herausforderungen. Hier reicht schon alleine ein Blick auf die Kaderwerte. Der HSV, Schalke oder auch Hertha BSC Berlin haben mehr als den doppelten Kaderwert. Es zeigt sich hier also ein klares Gefälle und macht es für andere Aufstiegskandidaten deutlich schwieriger, sich an der Spitze durchzusetzen.

Hier ist dann besonders nachhaltiges Arbeiten innerhalb des Vereins gefragt. Als Vorbild könnte da beispielsweise Union Berlin dienen. Die Eisernen sind 2018/19 in die Bundesliga aufgestiegen und spielen dieses Jahr zum ersten Mal in der Champions League.

Autor:

Jenny Reichenbacher aus Nürnberg

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