Zeppelinwagen 144 von 1906
Die Geschichte eines Nürnberger Straßenbahnwagens

Ein Nürnberger Straßenbahnwagen verbindet wie kein anderer die heutigen Partnerstädte Nürnberg und Krakau in Polen: der Zeppelinwagen 144. Er gilt als Ausgangspunkt der über 40-jährigen Partnerschaft der beiden Städte und soll jetzt zum Symbol der langjährigen Freundschaft werden.  | Foto: Andreas Neuer
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  • Ein Nürnberger Straßenbahnwagen verbindet wie kein anderer die heutigen Partnerstädte Nürnberg und Krakau in Polen: der Zeppelinwagen 144. Er gilt als Ausgangspunkt der über 40-jährigen Partnerschaft der beiden Städte und soll jetzt zum Symbol der langjährigen Freundschaft werden.
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NÜRNBERG (pm/nf) - Die wechselhafte Geschichte des Triebwagens 144 beginnt 1906 in Nürnberg. Eigens für die Bayerische Jubiläums-Landesausstellung wurde damals eine elektrische Ausstellungsrundbahn durch das Gelände am Luitpoldhain und Dutzendteich eingerichtet. Die MAN baute dafür zehn Sommer-Triebwagen. Nach dem Ende der Ausstellung erwarb die Nürnberg-Fürther Straßenbahn-Gesellschaft die Wagen, verschrottete die Aufbauten und lagerte die Drehgestelle und weitere Teile ein.

Der Zeppelinwagen 144 hat am 10. November Nürnberg in Richtung Krakau verlassen.  | Foto: Tobias Schneider
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1909
Die MAN baute dann 1909 auf Basis der vorhandenen Drehgestelle zehn besonders geräumige und mit einer Länge von elf Metern auch sehr lange Straßenbahnwagen für Nürnberg. Wegen ihres eleganten Aussehens, der abgerundeten Front und in Anlehnung an eines der Luftschiffe von Graf Zeppelin, das 1909 in Nürnberg eine Zwischenlandung machte, erhielten die Fahrzeuge den Beinamen Zeppelinwagen.

Ein Nürnberger Straßenbahnwagen verbindet wie kein anderer die heutigen Partnerstädte Nürnberg und Krakau in Polen: der Zeppelinwagen 144. Er gilt als Ausgangspunkt der über 40-jährigen Partnerschaft der beiden Städte und soll jetzt zum Symbol der langjährigen Freundschaft werden.  | Foto: Andreas Neuer
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1909-1941
Die Straßenbahnzüge kamen von 1909 bis 1941 in Nürnberg zum Einsatz. Ihre Stammlinie war die Linie 6 durch die enge Sebalder Altstadt. Ab den 1930er-Jahren wurden die Zeppelinwagen nur noch bei Bedarf eingesetzt – vor allem für den Massenverkehr zu den jährlich in Nürnberg stattfindenden Reichsparteitagen der Nationalsozialisten unter Hitler.

1941 
In diesem Jahr zwang das so genannte Reichsleistungsgesetz viele deutsche Verkehrsbetriebe, überzählige Straßenbahnwagen zu verkaufen. So kamen die zehn Zeppelinwagen zusammen mit zahlreichen Beiwagen in das von den Deutschen besetzte Krakau. Der Austausch mit den Verkehrsbetrieben war zu dieser Zeit wenig freundschaftlich. So wurden beispielsweise Ersatzteile zu überhöhten Preisen verkauft. 

1950-1970
In den 1950er-Jahren wurden die Zeppelinwagen auf allen Linien im Krakauer Straßenbahnnetz eingesetzt. Die eher schwachen Fahrmotoren wurden durch Motoren englischer Fabrikate ersetzt. Die Wagen wurden umgebaut, die Fenstereinteilung geändert, die Einstiege durch Schiebetüren verschlossen. Der Anstrich der Wagen wurde auf blau-weiß geändert – die Hausfarben der Krakauer Verkehrsbetriebe MPK Kraków. 1970 wurde der letzte Zeppelinwagen in Krakau außer Dienst gestellt. Der Wagen 89, ehemals 144, wurde zum Oberleitungsmontagewagen umfunktioniert.

1976-1979
1976 entdeckte ein Mitglied des Vereins der ,,Freunde der Nürnberg-Fürther Straßenbahn e. V." den Zeppelinwagen in Polen. Der Austausch mit der MPK Kraków begann. Das ehrgeizige Ziel: Der Zeppelinwagen sollte wieder in seine alte Heimat Nürnberg zurückkehren – trotz des Eisernen Vorhangs und der damit verbundenen schwierigen Rahmenbedingungen. 1979 wurden Nürnberg und Krakau Partnerstädte und der Straßenbahnwagen mit der wechselhaften Geschichte hatte daran einen wesentlichen Anteil. Er sollte das erste gemeinsame Projekt der jungen Partnerschaft werden.

1982-1985
Der Wiederaufbau des Zeppelinwagens begann 1982 in den Werkstätten der MPK Kraków. Vereinzelt reisten Nürnberger Delegationen nach Krakau, um den Wiederaufbau zu begleiten, doch die Kommunikation war insgesamt wegen der geschlossenen Grenzen schwierig. 1984 kehrte der Zeppelinwagen tatsächlich nach Nürnberg zurück. Eine Zulassung für den historischen Fahrbetrieb erhielt er aber nicht. Die Ausstattung des Wagens mit elektrischen Komponenten aus polnischer Produktion genügte den Anforderungen der deutschen Behörden nicht. So wurde er zum zentralen Ausstellungsstück des 1985 eröffneten Historischen Straßenbahndepots St. Peter. In Krakau begann indes ein Umdenken: Auch dort wollte man künftig Nahverkehrsgeschichte mit Originalfahrzeugen dokumentieren.  

1989
Bedingt durch den Ausbau der U-Bahn hatte Nürnberg Ende der 1980er-Jahre Straßenbahnen übrig. Die engen Beziehungen zu Krakau wurden genutzt und in den folgenden Jahren knapp 200 Straßenbahnwagen nach Krakau verkauft oder verschenkt – eine Geste, für die die Krakauer den Nürnbergern bis heute dankbar sind. Es entstand ein reger Austausch auf Arbeitsebene und eine besondere, generationenübergreifende Freundschaft. 

Ein Nürnberger Straßenbahnwagen verbindet wie kein anderer die heutigen Partnerstädte Nürnberg und Krakau in Polen: der Zeppelinwagen 144. Er gilt als Ausgangspunkt der über 40-jährigen Partnerschaft der beiden Städte und soll jetzt zum Symbol der langjährigen Freundschaft werden.  | Foto: Andreas Neuer
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2017
Nach bereits gemeinsam erfolgreich abgeschlossenen Wiederaufbau-Projekten von Straßenbahnwagen äußerten die Krakauer 2017 erstmals den Wunsch, gemeinsam mit Nürnberg den Zeppelinwagen auch für Krakau wieder auferstehen zu lassen. So wurde die Idee geboren, den bestehenden Wagen so zu ertüchtigen, dass am Ende zwei funktionsfähige Wagen entstehen – einer für Nürnberg und einer für Krakau.

2020
Der Startschuss für dieses ambitionierte Projekt ist gefallen und der Wagen 144 hat am Dienstag, 10. November 2020, als Schwertransport Nürnberg in Richtung Krakau verlassen.

Noch mehr erfahren? www.tw144.sfnbg.de


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Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

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