1.000 Beamte im Einsatz
Auch in Bayern: Großeinsatz gegen die Mafia

Ein Polizist steht während der Razzia an einem Van in Hagen. NRW war einer der Schwerpunkte des Einsatzes.  | Foto: Alex Talash/dpa
  • Ein Polizist steht während der Razzia an einem Van in Hagen. NRW war einer der Schwerpunkte des Einsatzes.
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MÜNCHEN (dpa/nf) - Heute früh durchsuchten im Rahmen eines europaweiten Großeinsatzes gegen die Organisierte Kriminalität unter Federführung italienischer Behörden mehr als 130 bayerische Polizisten mit Unterstützung von Spezialeinheiten zehn Wohnungen und Firmenräume im Raum München. Dabei wurden gegen vier Personen italienische EU-Haftbefehle vollstreckt und eine Reihe von Beweismitteln sichergestellt.

"Die heutige europaweite Festnahme- und Durchsuchungsaktion ist ein empfindlicher Schlag gegen die Ndrangetha", erklärte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann und lobte die internationale Kooperation: "Die Polizei- und Justizbehörden arbeiten europaweit hervorragend zusammen. Das ist eines der bedeutendsten Verfahren gegen die italienische Organisierte Kriminalität in den letzten Jahren."

Mehr als 1000 Polizisten sind am frühen Mittwochmorgen gegen Mitglieder der italienischen Mafiaorganisation 'Ndrangheta in Deutschland ausgerückt. Bei dem Großeinsatz wurden bundesweit Dutzende Wohnungen durchsucht und rund 30 Haftbefehle vollstreckt, wie die Strafverfolgungsbehörden in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Bayern und dem Saarland mitteilten. Auch in anderen europäischen Staaten, darunter auch in Italien selbst, schlugen die Ermittler zu.

Die 'Ndrangheta ist nach Einschätzung des Bundeskriminalamtes (BKA) derzeit die «relevanteste Mafia-Gruppierung» mit einer dominanten Stellung auf dem europäischen Kokainmarkt. «Sie versucht, ihr Territorium auszuweiten und Einfluss auf kalabrische Migrantengemeinschaften auszuüben», erklärte das BKA.

Vorwurf der Geldwäsche

Hintergrund der Razzien ist nach Angaben der Strafverfolgungsbehörden ein Verfahren, das sich gegen Verantwortliche und Mitglieder der 'Ndrangheta richtet. Den Verdächtigen wird unter anderem Geldwäsche, bandenmäßige Steuerhinterziehung, gewerbsmäßiger Bandenbetrug sowie Rauschgiftschmuggel vorgeworfen.

Das Verfahren werde durch eine gemeinsame Ermittlungsgruppe geführt, an der Europol und Eurojust, die Agentur der EU für Zusammenarbeit in Strafsachen, beteiligt seien. Neben Italien seien auch Behörden aus Belgien, Frankreich, Italien, Portugal und Spanien dabei. Insgesamt wurden laut italienischen Behörden 108 Haftbefehle vollstreckt.

Schwerpunkte des Einsatzes in Deutschland waren den Angaben zufolge Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz mit jeweils rund 500 Beamtinnen und Beamten. In Nordrhein-Westfalen wurden 51 Häuser, Wohnungen, Büros und Geschäftsobjekte durchsucht. Zudem vollstreckten die Beamten 15 Haftbefehle. An den Razzien war auch die Einsatzhundertschaft und das Spezialeinsatzkommando beteiligt. In der thüringischen Landeshauptstadt Erfurt wurden 4 Objekte durchsucht und ein EU-Haftbefehl vollstreckt.

Michael Ebling: «wirkungsvoller Schlag»

In Rheinland-Pfalz gab es laut Staatsanwaltschaft 50 Durchsuchungsbeschlüsse, 10 Haftbefehle wurden vollstreckt. Unterstützt wurden die Einsatzkräfte dort von Spezialeinheiten des Bundes und anderer Länder sowie des Zolls und der Steuerfahndung.

Im Saarland wurden in der Landeshauptstadt Saarbrücken ein Wohnhaus und Geschäftsräume eines 47-jährigen Mannes durchsucht, außerdem eine Räumlichkeit, die der Mann in Saarlouis angemietet hat. Der mit Haftbefehl gesuchte Mann wurde in Italien festgenommen. Ein weiterer mit Haftbefehl gesuchter 25-Jähriger aus dem Saarland wurde ebenfalls in Italien festgenommen. An den Maßnahmen waren den Angaben zufolge rund 90 Einsatzkräfte beteiligt, darunter auch Spezialeinheiten und die Bereitschaftspolizei.

Der rheinland-pfälzische Innenminister Michael Ebling (SPD) sprach von einem «wirkungsvollen Schlag» gegen die Mafia. «Vom heutigen Tag geht das ganz deutliche Signal aus: Für die Organisierte Kriminalität ist kein Platz in Europa und für sie ist ganz sicher auch kein Platz hier bei uns in Rheinland-Pfalz.» Die Strafverfolgungsbehörden seien wachsam und schlagkräftig. Machenschaften krimineller Organisationen würden entschlossen und konsequent verfolgt.

Wurzeln in Kalabrien

Die 'Ndrangheta hat ihre Wurzeln im italienischen Kalabrien, die Mafia ist aber auch in Deutschland aktiv. Laut BKA hat sie eine hierarchische Struktur. Demnach hat sie wiederholt gezeigt, dass sie fähig sei, Wirtschaft und Politik in Italien zu infiltrieren. Darüber hinaus sei die Gruppierung hauptsächlich in Spanien, Frankreich, den Niederlanden, Deutschland, der Schweiz, Kanada, den USA sowie Kolumbien und Australien tätig.

Der Begriff 'Ndrangheta stammt aus dem Griechischen und bedeutet etwa Mut oder Treue. Die Mafia-Organisation soll sich in den 1860er Jahren gegründet haben, als eine Gruppe Sizilianer von der italienischen Regierung von der Insel verbannt wurde.

Von Michael Bauer, dpa

Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

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