Messerangriff auf Mädchen in Illerkirchberg
UPDATE: Polizist sagt aus - und ist den Tränen nahe!

Der Angeklagte sitzt in Handschellen in den Gerichtssaal mit eine Mappe vor dem Gesicht auf seinem Platz.  | Foto: Felix Kästle/dpa
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UPDATE: 14.10 Uhr

Illerkirchberg-Prozess bringt weitere Details ans Licht Messerangriff

ULM (dpa) - Mit weiteren Details rund um den Messerangriff auf zwei Schülerinnen in Illerkirchberg ist der Mordprozess gegen einen 27-Jährigen vor dem Landgericht Ulm fortgesetzt worden. Weder zu seiner Person noch zur Tat im Dezember machte der mutmaßliche Täter am Dienstag Angaben. Die Staatsanwaltschaft wirft dem als Asylbewerber nach Deutschland eingereisten Mann Mord und versuchten Mord mit gefährlicher Körperverletzung vor. Beim Prozessauftakt Anfang Juni war lediglich die Anklage verlesen worden. Am zweiten Prozesstag hatte der beschuldigte Eritreer erstmals die Möglichkeit, sich zu äußern.

Zahlreiche Zeugen sagten am zweiten Prozesstag aus. Ein Polizist, der zu den ersten Einsatzkräften gehört hatte, schilderte unter Tränen seine Erinnerungen. Ein Mädchen sei gerade unter Reanimationsmaßnahmen in den Rettungswagen geschoben worden, als er am Tatort in der Gemeinde bei Ulm ankam. Mit der 13-Jährigen, die den Angriff überlebt hatte, habe er vor Ort gesprochen. «Sie war sehr taff», sagte der Beamte, der mit den Tränen rang.

Ein psychiatrischer Sachverständiger gab mit seinen Schilderungen einen Einblick in das Innenleben des Angeklagten. Wie auch ein Polizist sagte er aus, dass der Angeklagte davon überzeugt gewesen sei, dass das Landratsamt des Alb-Donau-Kreises sein Leben zerstört habe. Dem Sachverständigen zufolge habe der 27-Jährige am Tattag beschlossen, den für ihn zuständigen Sachbearbeiter beim Landratsamt mit einem Messer zu verletzen.

Nach Angaben der Ermittlungsbehörden wollte der Mann die Ausstellung eines Reisepasses erzwingen, um in Äthiopien eine Frau zu heiraten. Dass er keine Frau hat, habe der Angeklagte dem Sachverständigen als «großes Problem» in seinem Leben geschildert. Er habe von Bekannten gehört, dass sie nach Äthiopien gereist seien, dort geheiratet hätten und mit einer Ehefrau zurückgekommen seien. Das habe er auch gewollt.

In einem ersten Gespräch habe sich der Angeklagte nicht daran erinnern können, dass er zwei Mädchen angegriffen hatte, schilderte der Sachverständige weiter. Inzwischen sei das aber der Fall. Seine Absicht sei nicht gewesen, jemanden zu töten, habe er gesagt. Gleichwohl habe der Angeklagte im Landratsamt schon einmal angedroht, dass er jemanden mit einem Messer schlagen wolle.

Der Angeklagte habe die Schülerinnen nicht gekannt, schilderte der Sachverständige. Als der 27-Jährige seine Unterkunft verlassen habe, habe er das Messer umgepackt. Er sei davon ausgegangen, dass die Freundinnen das gesehen hätten. Mit dem Angriff habe er verhindern wollen, dass sie die Polizei verständigen und seinen Plan so durchkreuzen. Der Polizist, der mit der 13-Jährigen gesprochen hatte, sagte vor Gericht: «Die beiden haben gar kein Messer oder so etwas gesehen.» Nach der Tat verletzte sich der Angeklagte Ermittlungsbehörden zufolge in suizidaler Absicht selbst.

Der Prozess wird am kommenden Dienstag fortgesetzt. Erwartet werden Aussagen von Ärzten und Ermittlern. Ein Urteil in dem Verfahren könnte am 4. Juli folgen.

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ULM (dpa) - Der Angeklagte im Prozess um den Messerangriff auf zwei Schülerinnen in Illerkirchberg hat sich am Dienstag nicht zu den Tatvorwürfen geäußert. Der 27-Jährige wollte am zweiten Prozesstag zunächst auch keine Angabe zu seiner Person machen.

Angeklagt ist der Eritreer wegen Mordes und versuchten Mordes mit gefährlicher Körperverletzung. Die Staatsanwaltschaft wirft ihm vor, im Dezember zwei Mädchen mit einem Messer attackiert zu haben. Eine 14-Jährige überlebte den Angriff nicht, ihre 13 Jahre alte Freundin konnte schwer verletzt fliehen.

Ein Reisepass für eine Eheschließung in Äthiopien sei das Motiv des Beschuldigten gewesen, hatte die Staatsanwältin nach dem Prozessbeginn Anfang Juni erklärt. Der Anklagebehörde zufolge wollte der 27-Jährige, der als Asylbewerber nach Deutschland gekommen war, am Tattag mit einem Messer beim Landratsamt die dafür nötigen Ausweispapiere erzwingen.

Spontaner Entschluss zu töten

Als er sein Haus verließ, liefen die beiden Mädchen laut Ermittlungen gerade daran vorbei. Der Angeklagte soll angenommen haben, dass sie das Messer gesehen hätten. Daraufhin habe er spontan beschlossen, die beiden zu töten. So habe er verhindern wollen, dass die Mädchen die Polizei verständigen und so seinen Plan durchkreuzen.

Geladen sind am zweiten Verhandlungstag laut einer Sprecherin des Landgerichts Zeugen von Polizei und Spurensicherung, aber auch Zeugen, die etwas zum Motiv des Angeklagten sagen könnten. Der Beschuldigte hatte an diesem Tag erstmals die Möglichkeit, sich zur Tat zu äußern. Beim Prozessauftakt Anfang Juni war lediglich die Anklageschrift verlesen worden. Ein Urteil in dem Verfahren könnte am 4. Juli fallen.

Illerkirchberg-Prozess: Kaum begonnen, schon wieder vorbei
Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

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