Grüne und Linke fordern reflexartig Rücktritt
Kann so nicht weitergehen: Bamf-Chef will eine radikale Asyl-Wende!

- Bamf-Chef sorgt mit Forderung nach Asylwende für Wirbel bei Linken und Grünen.
- Foto: Soeren Stache/dpa
- hochgeladen von Nicole Fuchsbauer
- Dass ein Behördenleiter öffentlich einen Vorschlag präsentiert, der dem Kurs seiner Ministerin widerspricht, ist selten.
- Aber Bundesinnenministerin Faeser ist aktuell nur noch geschäftsführend im Amt.
- Meinungsfreiheit ist ein hohes Gut - Fachkenntnis auch
Berlin (dpa/nf) - Innenpolitiker von Grünen und Linken fordern wie auf Knopfdruck den Rücktritt des Präsidenten des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (Bamf), Hans-Eckhard Sommer. Hintergrund ist, dass er sich für einen radikalen Kurswechsel in der Asylpolitik ausgesprochen hat - weg von der Prüfung individueller Asylanträge, hin zu humanitären Aufnahmen über Kontingente.
Das Bamf untersteht dem Bundesinnenministerium. Die geschäftsführende Ministerin Nancy Faeser (SPD) macht sich die Aussage von Sommer bei einer Pressekonferenz zu Migrationsfragen zwar nicht zu eigen. Personelle Konsequenzen kündigt sie aber nicht an. Auf die Frage eines Journalisten, ob sie mit dem Behördenchef über seinen Vorschlag sprechen wird, antwortet Faeser lediglich: «Ich spreche immer mit Herrn Sommer.» Ihr Parteikollege, der Bundestagsabgeordnete Ralf Stegner, sagt derweil dem "Handelsblatt": «Solche öffentlichen Äußerungen eines Behördenchefs widersprechen seiner Verantwortung, verletzen mutmaßlich die Dienstpflichten und ziehen in der Regel personelle Konsequenzen nach sich.»
Bamf-Präsident sieht womöglich die Realität
Sommer hatte am Montag bei einer Veranstaltung der Konrad-Adenauer-Stiftung gesagt, es sei falsch, am individuellen Asylrecht festzuhalten und auf positive Effekte der beschlossenen Reform des Gemeinsamen Europäischen Asylsystems (GEAS) zu hoffen. Sinnvoller wäre es nach seinen Worten, das aktuelle System durch humanitäre Aufnahmen «in beachtlicher Höhe» zu ersetzen. Neben humanitären Gesichtspunkten könne hier auch die Integrationsfähigkeit des Arbeitsmarkts eine Rolle spielen. Wer dennoch unerlaubt nach Deutschland einreise, hätte dann keine Aussicht mehr auf ein Bleiberecht. Sommer, der CSU-Mitglied ist, hatte zu Beginn seiner Rede betont, nicht als Bamf-Präsident zu sprechen, sondern seine «persönliche Einschätzung» und eine Zusammenfassung seiner Erfahrungen zu präsentieren.
Kritik und Unterstellungen
Der Grünen-Vorsitzende Felix Banaszak sagte, dass sich der Präsident des Bamf "als vermeintliche Privatperson auf einer Veranstaltung einer CDU-nahen Stiftung hinsetzt und ein so hohes Gut wie das Grundrecht auf Asyl infrage stellt und unsere Rechtsordnung angreift, ist mit seinem Amt nicht zu vereinbaren". Womöglich habe Sommer dies mit Blick auf einen vermuteten Wechsel des Innenministeramts zur CDU/CSU "im vorauseilenden Gehorsam" getan.
Tatsächlich kam der von Sommer vorgeschlagene Kurswechsel beim Parlamentarischen Geschäftsführer der Unionsfraktion, Thorsten Frei (CDU), gut an. «Dass ich diesem Vorschlag gegenüber eine gewisse Sympathie habe, das kann man schon daran sehen, dass ich diesen Vorschlag auch schon einmal unterbreitet habe», sagte er bei RTL/ntv. In den laufenden Koalitionsverhandlungen habe man darüber aber nicht gesprochen.
Kommentare