Lauterbach geht von unvollständigen Zahlen aus
Erhebliche Dunkelziffer bei Corona-Fällen?

Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) geht von einer Untererfassung bei Corona-Infektionen aus.
Foto: Michael Kappeler/dpa
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BERLIN (dpa/mue) - Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach geht von einer «erheblichen Dunkelziffer» bei Corona-Infektionen aus. «Ich glaube, dass die Zahlen, die wir haben, zuverlässig sind, aber nicht vollständig», sagte der SPD-Politiker.

Es gebe eine Untererfassung bei Menschen, die einen positiven Schnelltest nicht durch einen PCR-Test bestätigen ließen. 
«Daher rechnen wir mit einer Dunkelziffer, dass die Gesamtzahl drei bis vier Mal so hoch ist, wie das, was wir jetzt auswerten. Und das bedeutet, dass wir derzeit möglicherweise nicht also 100.000 neue Fälle haben, sondern, wenn man alle Fälle zählen würde, bis zu 400.000 Fälle.»


Impfungen, Masken und Vorsicht


Lauterbach stellte eine Kampagne unter dem Motto «Ich schütze mich» vor, die für Impfungen, aber auch für gegenseitige Vorsicht und Schutz mit Masken werben soll. Dabei kritisierte er auch die «Verharmlosung» bei der Diskussion um Todesfälle im Zusammenhang mit einer Corona-Infektion. Ob jemand «mit» oder «an» Corona gestorben sei, werde von Laien falsch bewertet. «Denn wenn ich mit Corona sterbe, kann es trotzdem so sein, dass ich ohne die Corona-Infektion nicht gestorben wäre», sagte Lauterbach. «Das kriegen viele nicht auseinander. Die denken dann, mit Corona gestorben bedeutet, der wäre sowieso gestorben.»
 Zudem steige durch eine Corona-Infektion für ein Jahr auch die Wahrscheinlichkeit, an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben. «Derjenige, der jetzt Corona gehabt hat und sechs Monate später an einem Herzinfarkt stirbt, der kommt nie in die Corona-Statistik», erklärte Lauterbach. «Die müssten aber eigentlich auch gezählt werden. Weil der Mensch wäre ohne die Infektion nicht gestorben.» Diese Verharmlosung sei nicht angemessen.


Debatte über Maskenpflicht in Innenräumen

Angesichts der kritischen Corona-Entwicklung in München nach dem Oktoberfest sieht Lauterbach auch Handlungsbedarf für weitere Schutzvorgaben. Er finde, dass «München, aber auch Bayern unter besonderer Verpflichtung ist, sich jetzt zu überlegen, was macht man mit der Maskenpflicht in den Innenräumen». «Will man das wirklich so laufen lassen?» Das ginge zulasten von Pflegekräften, ärztlichem Personal und Leuten, die infiziert würden. «Man muss jetzt darüber nachdenken, wann ist der richtige Zeitpunkt, dass man die Verantwortung zeigt.» Das Infektionsschutzgesetz gebe dies her.


Nach dem Ende des Oktoberfestes waren die Infektionszahlen in München stark gestiegen, Kliniken berichteten von Problemen. Lauterbach sagte: «Es muss jetzt nach vorne geblickt werden. Es hilft nicht, da nachzutreten.» Er bekräftigte zugleich: «Natürlich ist das Oktoberfest, so wie es gemacht wurde, eine schlechte Idee gewesen.»

Autor:

Uwe Müller aus Nürnberg

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