Von Drohne bis KI
Kampf gegen Wald- und Flächenbrände

Symbolfoto: Matthias Merz/dpa
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LICHTENFELS / MÜNCHEN (dpa/lby/mue) - Zwischen eher traditioneller Landtechnik, Drohnen und Künstlicher Intelligenz (KI) bewegt sich das Spektrum, wenn es um die Frage geht, wie gut Bayerns Feuerwehren gegen Wald- und Flächenbrände gerüstet sind.

Vegetationsbrände dürften den Freistaat, vor allem im Norden, künftig häufiger treffen, sagte Timm Vogler, Kreisbrandrat des Landkreises Lichtenfels in Oberfranken. Wind trockne die Flächen aus, es gebe keine Nachtfeuchte mehr. Dann genüge es, wenn ein Stein in einer landwirtschaftlichen Maschine einen Funken produziert. «Das hat es früher so nicht gegeben», sagt Vogler. Die Geschwindigkeit des Feuers sei sehr hoch. Die Feuerwehr hätte deshalb keine Chance, den Flammen Herr zu werden. Hier helfe meist nur, wenn ein Landwirt mit dem Grubber eine Schneise schaffe.

Mitte Juli hatte im Landkreis Lichtenfels ein Feld gebrannt, sogar Häuser mussten evakuiert und zeitweise der Katastrophenfall ausgelöst werden. Die Kommune setzt sich schon länger intensiv mit dem Thema Wald- und Flächenbränden auseinander: Ausrüstung und Schulung seien die zwei Schwerpunkte des Gesamtkonzepts, sagte Vogler. In einem stillgelegten Steinbruch werden die Feuerwehrleute des Landkreises regelmäßig mit einem Experten bei Praxisübungen für das Thema fit gemacht. Insgesamt sehen sich Bayerns Feuerwehren für Wald- und Flächenbrände gerüstet. «Grundsätzlich passt die Fahrzeugausstattung und Ausrüstung», sagte der Chef des Landesfeuerwehrverbands, Johann Eitzenberger. «Es gibt aber immer wieder Bestrebungen um Verbesserungen, egal ob auf örtlicher oder überörtlicher Ebene.»

Dynamik von Bränden nimmt zu

Wie das Innenministerium mitteilte, wurden die Förderrichtlinien des Freistaats erweitert: Spezielle Waldbrandtanklöschfahrzeuge werden mit einem höheren Satz gefördert. Für die Finanzierung der Feuerwehren sind die Kommunen verantwortlich, das Land unterstützt beim Bau von Gerätehäusern und bei der Beschaffung von Einsatzfahrzeugen. Intensität und Dynamik von Waldbränden nähmen zu, warnte kürzlich Innenminister Joachim Herrmann (CSU) bei einem Termin in Erlangen. Dort wurde eine Langstrecken-Drohne präsentiert, die Waldgebiete überwachen kann, um frühzeitig Rauch und mögliche Brände zu erkennen. Das Projekt «Evolonic» haben die Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und das Fraunhofer-Institut für Integrierte Systeme und Bauelementetechnologie (IISB) gemeinsam auf den Weg gebracht. Langfristig soll das System definierte Waldgebiete autonom und in hoher Frequenz überfliegen und Rauchentwicklung frühzeitig melden. Alle relevanten Bilder würden an die Leitstelle übermittelt, hieß es. Von dort aus könne dann ein Einsatz passgenau eingeleitet werden.

Die Uni Bayreuth ist an einem Projekt beteiligt, das auf Künstliche Intelligenz setzt, um Waldbrandgefahren früher zu erkennen. Das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, nukleare Sicherheit und Verbraucherschutz (BMUV) fördert das Projekt «KI-basierte Waldüberwachung» für die nächsten zwei Jahre mit rund 1,8 Millionen Euro. KI, Drohnen und Entscheidungsunterstützungssysteme sollen dabei kombiniert werden, um Waldbrandrisiken zu identifizieren: «Aktuelle Lageeinschätzungen und -vorhersagen sollen den Feuerwehren und dem Katastrophenschutz im Brandfall eine schnellere und effektivere Einsatzplanung ermöglichen», teilte die Uni mit.

Auch Landwirte helfen mit

Wenn das Feuer im Wald ausgebrochen ist und bekämpft werden muss, kommt wieder die Landtechnik ins Spiel - oft bringen nämlich Landwirte mit ihren Güllefässern Löschwasser zum Brandort, weil es dort keine Hydranten gibt. Das habe sich «bestens bewährt», sagte Feuerwehr-Funktionär Vogler aus Lichtenfels. In einer Datenbank seien etwa 100 Landwirte im Kreis erfasst, die aktiviert werden können. «Dass vor Ort bei komplexen, entsprechenden Schadensereignissen auch mit den Landwirten zusammengearbeitet wird», entspreche einer guten Tradition in Bayern, sagte Johann Eitzenberger vom Feuerwehrverband. Zum anderen hätten nach wie vor viele Mitglieder der freiwilligen Feuerwehren einen landwirtschaftlichen Hintergrund. «In manchen Landkreisen wurden dazu schon ausdrückliche Kooperationsvereinbarungen geschlossen, aber insgesamt funktioniert das bayernweit ohne Probleme.»

Löschflugzeuge sind hingegen kein Thema in Bayern: Es gebe kaum geeignete Gewässer, um das nötige Löschwasser aufzunehmen, hieß es aus dem Innenministerium. Man setze auf Hubschrauber: «An 17 Standorten in ganz Bayern hält der Freistaat Bayern insgesamt 45 Löschwasseraußenlastbehälter vor, die zwischen 900 und 5.000 Liter Löschwasser aufnehmen können.» An diesen Standorten gebe es speziell geschulte Einsatzkräfte. «Hubschrauber der Landes- und Bundespolizei, aber auch von Bundeswehr und privaten Anbietern können auf diese Weise große Mengen Löschwasser schnell und zielgenau abwerfen. Der parallele Einsatz mehrerer Löschhubschrauber wurde in Bayern schon häufig erfolgreich durchgeführt.»

Autor:

Uwe Müller aus Nürnberg

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