Gespräch im Presseclub
wbg-Chef Ralf Schekira: ER gibt jedem 10. Nürnberger ein Zuhause!

Ralf Schekira (55) ist in Döbeln geboren, ziemlich genau zwischen Dresden und Leipzig. In Nürnberg ist er längst
heimisch geworden. | Foto: Christian Feuerlein
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  • Ralf Schekira (55) ist in Döbeln geboren, ziemlich genau zwischen Dresden und Leipzig. In Nürnberg ist er längst
    heimisch geworden.
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NÜRNBERG (Nina Daebel) - Fast jeder zehnte Nürnberger lebt in einer wbg-Wohnung, rund 20.000 Wohneinheiten werden von der wbg verwaltet. Ralf Schekira (55) ist seit neun Jahren technischer Geschäftsführer der wbg Nürnberg GmbH, dem größten kommunal-verbundenen Immobilienunternehmen der Metropolregion. Im Presseclub Nürnberg sprach er jetzt über bezahlbaren Wohnraum, Mietendeckel, die Herausforderungen der städtebaulichen Entwicklung und seinen teils „kuriosen Werdegang“.

Als sich ihm nach seinem Studium zum Diplom-Ingenieur Bergbau-/Tiefbau an der TU Bergakademie Freiberg die Möglichkeit bot, als Seiteneinsteiger im Hochbau tätig zu werden, nutzte er die Chance. Es folgte ein Studium des Bauingenieurwesens Hochbau, das er ebenfalls mit Diplom abschloss. Derart gerüstet widmete sich Schekira in den 1990er Jahren als Projektleiter unterschiedlichen Baumaßnahmen.
Es folgten freiberufliche Tätigkeiten in den Bereichen Bauleitplanungen, Projektsteuerung und Bauplanungsleistungen für Gewerbe- und Wohnungsbau. Als alleiniger Geschäftsführer wechselte er schließlich zur GWB „Elstertal“ Geraer Wohnungsbaugesellschaft mbH und der „Elstertal“ Infraprojekt GmbH.

Begrenztes Flächenangebot

Während er in dieser Funktion vor allem mit dem Rückbau von Wohnraum beschäftigt war, hat er es in Nürnberg neben dem Bestandserhalt zunehmend mit der Nachverdichtung zu tun. Die bringt immer wieder Probleme mit sich: „Das Flächenangebot in Nürnberg ist begrenzt und die Struktur der Stadt soll erhalten bleiben“, sagt Schekira. Langfristig bleibe nur die Möglichkeit, aus der Stadt heraus zu gehen und bezahlbaren Wohnraum gemeinsam mit dem Land zu schaffen. Dafür wiederum müsse die Infrastruktur passen, zum Beispiel gute ÖPNV-Anbindungen und ein guter Breitbandausbau.

Wohnbau im Konsens mit der Bevölkerung

Moderates Bauen in die Höhe, wo möglich, hält der wbg-Geschäftsführer ebenfalls für unumgänglich. Im Fokus müsse dabei aber stets die gesamte städtebauliche Entwicklung stehen. „Nürnberg ist filigran. Deswegen geht‘s nur maßvoll in die Höhe.“ Dass der Widerstand seitens der Bevölkerung gegen Wohnbauvorhaben zugenommen hat, erlebt Schekira in der aktuellen Diskussion immer wieder. „Bauen ist erforderlich. Das muss man gesellschaftlich aufzeigen.“ Um die Akzeptanz dafür bei den Bürgern zu fördern, setze die wbg unter anderem auf Partizipation. Die Verantwortlichen des Unternehmens wollen wissen: Wo ist Bedarf? Wo sind Bedenken? Schekira selbst stellt sich der offenen Diskussion immer gerne, wie er betont.
Dabei habe er häufig festgestellt, dass gar nicht immer alle pauschal gegen das Bauen seien. Die Menschen würden vielmehr gehört werden wollen und ihre Wünsche äußern dürfen, wie zum Beispiel: mehr Grün, ausreichend Stellplätze, Aufenthaltsorte für Kinder und Jugendliche. Auf diese Weise werde versucht, die Distanzierung gegen das Bauen aufzuweichen und zu einem Konsens zu finden. „Das ist uns in den vergangenen Jahren immer gut gelungen“, betont Schekira.

Mietspirale dreht sich weiter

Auf die stetig steigenden Mieten im Land angesprochen, hat der 55-Jährige die Gründe dafür schnell benannt: steigende Baukosten, steigende technische Standards und steigende Grundstückspreise peitschen die Mieten in die Höhe. „Die Spirale dreht sich in allen Bereichen immer weiter nach oben. Hier muss zum Beispiel dringend etwas in der Bodenpolitik passieren“, so der Geschäftsführer. Von einem Bundesmietendeckel indes hält er nichts. Die derzeit geführte Diskussion darüber sei seiner Meinung nach eine, „die ins Leere führe“.

Zahl der Mitarbeiter ist gestiegen

Dass das Tochterunternehmen WBG KOMMUNAL für die Stadt und in Zusammenarbeit mit ihr unter anderem Schulen baut, Feuerwehrgerätehäuser und jetzt auch eine Multifunktions-Sporthalle am Tillypark, ist für ein Unternehmen wie die wbg nicht typisch. Dass dies überhaupt möglich ist, ist unter anderem der personellen Entwicklung innerhalb der wbg zu verdanken. So sei die Anzahl der Mitarbeiter innerhalb der vergangenen zehn Jahre von 220 auf 350 gestiegen. „Mit den neuen Mitarbeitern haben wir uns auch Know-How eingekauft, das wir jetzt in diese speziellen Projekte einfließen lassen können“, erklärt Schekira und betont, dass dies ein Lernprozess gewesen sei.

Gesellschaftlicher Auftrag

Neben den Vermietungen, den Neubauten und Spezialprojekten legen die Verantwortlichen der wbg auch viel Wert auf ihren gesellschaftlichen Auftrag. Getreu dem wbg-Slogan „Wir gestalten LebensRäume“ sei Schekira zufolge genau das eine „Herzensangelegenheit“.
So engagiert sich die wbg unter anderem im sozialen Bereich, unterstützt Kunst und Kultur. Dass sie jüngst mit dem Preis für diskriminierungsfreie Unternehmenskultur der Stadt Nürnberg ausgezeichnet wurde, fügt sich hier nahtlos an. „Dieser Preis hat eine große Bedeutung für uns und ist für alle Mitarbeiter ein tolles Signal für das, was sie leisten.“

Bisher gut durch die Corona-Pandemie gekommen

Die Corona-Pandemie hat die Arbeit der wbg nur „geringfügig“ beeinflusst, sagt Schekira. Rund 280 der insgesamt 350 Mitarbeiter wurden kurzfristig mit einer Homeoffice-Ausrüstung ausgestattet, so dass alle Prozesse weiterhin sicher gestellt werden konnten. Und die Bauprojekte konnten weitestgehend weiter geführt werden. Die KundenCenter und die Unternehmenszentrale hingegen hätten für den Publikumsverkehr geschlossen werden müssen. Stattdessen seien die Hotlines personell aufgestockt worden. „Es war und ist für uns insgesamt eine beherrschbare Situation.“

Ralf Schekira (55) ist in Döbeln geboren, ziemlich genau zwischen Dresden und Leipzig. In Nürnberg ist er längst
heimisch geworden. | Foto: Christian Feuerlein
Schekira im Gespräch mit Presseclub-
Vorsitzendem Dr. Siegfried Zelnhefer. | Foto: Christian Feuerlein
Autor:

Redaktion MarktSpiegel aus Nürnberg

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