Debatte um Astrazeneca
Viele offene Fragen zu drittem Corona-Impfstoff

Ampullen mit dem Corona-Impfstoff des Herstellers AstraZeneca stehen in kleine Kartons verpackt in einem Kühlschrank im Ashton Gate Stadium in Bristol.  | Foto: Andrew Matthews/PA Wire/dpa
  • Ampullen mit dem Corona-Impfstoff des Herstellers AstraZeneca stehen in kleine Kartons verpackt in einem Kühlschrank im Ashton Gate Stadium in Bristol.
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BERLIN (dpa) - Bundesgesundheitsminister Jens Spahn setzt auf baldige Klarheit über die Einsatzmöglichkeiten für den Corona-Impfstoff des Herstellers Astrazeneca.

Bei der europäischen Arzneimittelbehörde EMA und der Ständigen Impfkommission am Robert Koch-Institut (RKI) würden derzeit Daten ausgewertet, sagte der CDU-Politker am Dienstag im ZDF. Auf Basis der wissenschaftlichen Erkenntnisse solle in der nächsten Woche entschieden werden, welche Gruppen, auch welche Altersgruppen zuerst damit zu impfen wären. In jeder Altersgruppe gebe es Menschen mit Vorerkrankungen, die sich Impfungen erhofften. «Wir werden den Impfstoff in jedem Fall (...) natürlich auch gut gebrauchen können.»

Mit einer Entscheidung der EMA über eine Zulassung des Präparats für die EU wird für diesen Freitag gerechnet. Berichte über eine angeblich geringere Wirksamkeit des Impfstoffs bei über 65-Jährigen wies das Ministerium zurück. Die Berichte könne man nicht bestätigen. Das «Handelsblatt» berichtete, nach Angaben aus Koalitionskreisen rechne die Bundesregierung nur mit einer Wirksamkeit von acht Prozent bei über 65-Jährigen. Auch die «Bild»-Zeitung berichtete darüber.

Das Ministerium erklärte dazu, auf den ersten Blick scheine es so, dass Dinge verwechselt würden: Rund acht Prozent der Probanden der Astrazeneca-Wirksamkeitsstudie seien zwischen 56 und 69 Jahre alt gewesen, nur 3 bis 4 Prozent über 70 Jahre. Daraus lasse sich aber nicht eine Wirksamkeit von nur acht Prozent bei Älteren ableiten. Es sei seit Herbst bekannt, dass in den ersten eingereichten Studien von Astrazeneca weniger Ältere beteiligt gewesen seien als bei Studien anderer Hersteller. Auch der britisch-schwedische Konzern selbst widersprach Darstellungen, dass die Wirksamkeit seines Impfstoffs bei Menschen über 65 Jahren angeblich nur bei acht Prozent liege. Diese Berichte seien komplett falsch, teilte ein Sprecher am Dienstag mit.

Für Corona-Impfungen zugelassen sind hierzulande bisher zwei Impfstoffe - das Präparat der Hersteller Biontech und Pfizer, für das sich Deutschland bisher mehr als 90 Millionen Dosen gesichert hat, sowie das Präparat des Herstellers Moderna mit 50 Millionen gesicherten Dosen. Für den Impfstoff von Astrazeneca hat sich Deutschland rund 56 Millionen Dosen über eine gemeinsame EU-Bestellung gesichert.

Im Streit um knappe Corona-Impfstoffe ermahnte EU-Kommissionschefin Ursula von der Leyen die Hersteller, vertragliche Lieferpflichten zu erfüllen. Die EU habe Milliarden in die Entwicklung von Impfstoffen und den Aufbau von Produktionskapazitäten investiert. «Jetzt müssen die Firmen liefern», sagte sie beim Online-Treffen des Weltwirtschaftsforums. Hintergrund ist ein Konflikt der EU mit Astrazeneca. Die EU hat 400 Millionen Impfdosen bestellt, die Ende der Woche die Marktzulassung für Europa erhalten könnte. Doch eröffnete das Unternehmen der EU vorige Woche, dass zunächst viel weniger Impfstoff geliefert werde als vertraglich zugesichert.

Von der Leyen bekräftigte den Plan eines Transparenzregisters, bei dem Exporte von in der EU produzierten Impfstoffen angezeigt werden müssen. «Europa ist dazu entschlossen, etwas beizutragen.» Aber sie poche auch auf ernsthaftes Geschäftsgebaren. Spahn machte deutlich, beim komplexen Prozess der Impfstoffherstellung könne es auch zu Produktionsproblemen kommen. «Aber dann muss es eben auch alle fair und gleich betreffen.» Am Montag gelang es der EU in Krisengesprächen nicht, die Firma zu einer plausiblen Erklärung oder zum Einlenken zu bewegen. Für Mittwoch ist ein weiteres Treffen geplant.

Autor:

Nicole Fuchsbauer aus Nürnberg

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